Ärztepfusch: Wo finden Betroffene Hilfe?
Düsseldorf (dpa/tmn) - Falsche Behandlungen, nicht entdeckte Leiden, unzureichende Diagnosen: Trotz aller Bemühungen um mehr Sicherheit in der Medizin haben Gutachter im vergangenen Jahr erneut bei tausenden Patienten Ärztefehler festgestellt.
Was können Betroffene tun?
Pfusch im OP? Vermutet ein Patient einen ärztlichen Behandlungsfehler, sollte er sich zuerst an den vermeintlichen Verursacher wenden. Sofort vor Gericht zu ziehen, hält der Gesundheitsexperte Kai Vogel von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen für den falschen Weg. Denn die körperlichen Probleme könnten auch eine andere Ursache haben. Im vergangenen Jahr untersuchten die zuständigen Gremien der Ärzteschaft 7355 Patientenbeschwerden. In über 70 Prozent der Fälle stellte sich der Verdacht eines Ärztefehlers als falsch heraus, teilte die Bundesärztekammer am Dienstag (21. Juni) in Berlin mit.
Ist der Patient nach dem Gespräch weiterhin von einem Fehler bei der Behandlung überzeugt, hat er laut Vogel drei Optionen: Er kann sich an den medizinischen Dienst seiner Krankenkasse wenden. Der erklärt sich in einigen Fällen bereit, ein Gutachten zu erstellen. „Nicht alle Kassen machen das“, sagt Vogel. „Aber man kann es auf jeden Fall mal versuchen.“ Eine weitere Möglichkeit sei ein privatärztliches Gutachten von einem unbeteiligten Mediziner. Das müsse der Patient meist aus eigener Tasche bezahlen.
In jedem Bundesland gebe es auch Gutachterkommissionen und Schlichtungsstellen der Ärzte. Sie schreiben kostenlose Gutachten. „Allerdings sind diese Stellen natürlich von der Ärzteschaft besetzt“, gibt Vogel zu bedenken. Generell sei es immer ratsam, zusätzlich einen Fachanwalt für Medizinrecht einzuschalten, der die Erfolgsaussichten einer Klage einschätzt, empfiehlt Vogel.
Die meisten Beanstandungen kamen laut Bundesärztekammer von Patienten im Krankenhaus. Die Mehrzahl der Patienten beschwerte sich, weil sie den Verdacht auf Fehler bei der Behandlung von Knie- oder Hüftgelenksarthrose hatte. Auch die Therapie von Brüchen, Bandscheibenvorfällen, aber auch Brustkrebs war häufig Anlass von Beschwerden.