Angstträume über längere Zeit nach Unglück belasten Psyche stark
Berlin (dpa/tmn) - Wer etwas Schreckliches erlebt, hat daran meist ganz schön zu knabbern. Normalerweise überwindet der Betroffene seine Ängste innerhalb von Stunden oder Tagen. Manchmal können sie sich aber auch verfestigen - dann ist Hilfe ratsam.
Halten Alpträume und belastende Erinnerungen länger als vier Wochen nach einem traumatischen Ereignis an, sollten Betroffene professionelle Hilfe in Anspruch nehmen. Denn dann haben sie höchstwahrscheinlich eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS) entwickelt. Das erläutert Iris Hauth vom Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) in Berlin.
Eine PTBS mache sich neben nächtlichen Angstträumen und traumatischen Erinnerungen auch durch das Vermeiden von Aktivitäten und Situationen, die Erinnerungen an das Trauma wachrufen könnten, bemerkbar. Die Störung lässt sich meist durch eine traumafokussierte Psychotherapie heilen oder lindern. Manchmal kommen zusätzlich Medikamente zum Einsatz.
Grundsätzlich kann es schon wenige Minuten nach einem schrecklichen Ereignis wie einem Unfall oder einer Naturkatastrophe zu einer akuten Belastungsreaktion kommen. Laut Hauth ist der Betroffene dann womöglich desorientiert, hat ein getrübtes Bewusstsein oder wendet sich innerlich vom Geschehen ab. Körperlich kann sich die Belastung unter anderem durch Herzrasen, Übelkeit, Schwitzen, Blässe, Unruhe oder Hyperaktivität zeigen.
Um eine daran anschließende PTBS zu vermeiden, empfiehlt Hauth, nach dem furchtbaren Erlebnis nicht allein zu bleiben. Es könne helfen, sich bei Bedarf bei jemand Vertrautem auszusprechen. Außerdem sei es sinnvoll, sich vor Augen zu führen, dass Gefühle wie Ängste, Anspannung, Scham, aber auch Konzentrationsprobleme oder Schlafstörungen eine natürliche Reaktion auf das Erlebte sind. Am besten trinken Betroffene außerdem zunächst keinen Alkohol und versuchen, geregelte Nachtruhe zu finden sowie genug zu schlafen. Das Beibehalten des normalen Tagesablaufs, Atemübungen und Entspannungsübungen sind weitere sinnvolle Maßnahmen.