Arzt: Hyperaktivtät durch Schlafstörungen möglich

Mannheim (dpa) - Sie sind zappelig und unkonzentriert - doch nicht immer ist die Aufmerksamkeits- und Hyperaktivitätsstörung ADHS der Grund für das rastlose Verhalten von Kindern. Schlafstörungen können ebenfalls infrage kommen.

Bei 25 Prozent der hyperaktiven Kleinen könnten Schlafstörungen die eigentliche Ursache sein, sagte der Chefarzt der Kinderklinik des Krankenhauses Porz am Rhein in Köln, Alfred Wiater. „Während Erwachsene bei Schlafmangel tagsüber müde sind, sind Kinder motorisch sehr aktiv.“ Abhilfe könne manchmal schon ein Besuch beim Kiefernorthopäden oder Hals-Nasen-Ohrenarzt schaffen.

Kinder mit vergrößerten Rachen- oder Gaumenmandeln (Polypen) oder Kieferproblemen, beispielsweise einem Überbiss, hätten beim Atmen oft Schwierigkeiten. Sie schnarchten und schliefen schlecht. „Eltern sollten das Schnarchen ihres Nachwuchses nicht einfach abtun, nach dem Motto Papa schnarcht auch“, sagte Wiater anlässlich der 19. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin in Mannheim. „Je früher die Kinder behandelt werden, desto besser ist es.“

Einer Studie der Universität Köln zufolge, für die rund 13 000 Eltern und ihre Kinder vier Jahre lang beobachtet wurden, werden ein Drittel der Schlafstörungen von den Eltern überhaupt nicht wahrgenommen. Auch Kieferorthopäden müssten für das Thema sensibilisiert werden, forderte Wiater. „Wird nicht rechtzeitig behandelt, können die Folgen irreversible sein. Studien zeigen, dass Schlafstörungen oft zu schlechteren Leistungen in der Schule führen.“

Neben organischen Ursachen gibt es auch psychische Gründe für Schlafstörungen des Nachwuchses. Die Symptome sind vielfältig: Die Kinder schlafwandeln, haben Alpträume - 40 Prozent der Grundschulkinder leiden laut Wiater darunter - oder knirschen im Schlaf mit den Zähnen. Dass sich der Nachwuchs nachts ruhelos im Bett wälzt, kann verschiedene Gründen haben. Mangelnde Schlafhygiene steht für Wiater dabei ganz oben auf der Liste. Die Eltern sollten darauf achten, dass ihre Kinder möglichst jeden Abend zur selben Zeit ins Bett gingen. Fernsehen, PC- oder Videospiele sollten vorher tabu sein. „Ein fester Schlaf-Wachrhythmus ist extrem wichtig, genauso wie Ruhe vor dem Zubettgehen“, sagte der Mediziner.

Auch Stress in der Familie oder in der Schule könnten die gesunde Nachtruhe durcheinanderbringen. „Zwar gibt es noch keine Studien, aber ich habe den Eindruck, dass Mobbing der Kinder untereinander zunehmend eine Rolle bei Schlafstörungen spielt“, sagte der Mediziner.

Bis zum Samstag diskutieren mehr als 1800 Mediziner in Mannheim über die neuesten Erkenntnisse und Behandlungsmethoden bei Schlafstörungen und Schlaferkrankungen.