Aufgefrischter Klassiker - Bowle ist ein stilvolles Sommergetränk

Berlin (dpa/tmn) — Eine Bowle war fester Bestandteil von Partys in den siebziger Jahren, geriet dann aber in Vergessenheit. Derzeit wird sie wiederentdeckt. Frischer und leichter als früher, vor allem aber in vielen leckeren, modernen Variationen.

Aperol Spritz und Hugo in allen Ehren, doch es darf im Sommer 2013 gern wieder ein wenig abwechslungsreicher werden. Wie gemacht für einen lauen Sommerabend oder die Gartenparty ist eine Bowle — spritzig, prickelnd, fruchtig und ausgesprochen variantenreich. Das Grundprinzip: Früchte werden in Alkohol eingelegt und kurz vor dem Servieren mit Sekt oder Prosecco sowie Wein und Mineralwasser aufgegossen.

Der höfliche Gastgeber denkt auch an eine alkoholfreie Variante. Dabei ziehen Früchte oder Kräuter in Fruchtsirup oder Apfelsaft und werden halb mit Mineralwasser und halb mit Limonade aufgegossen. Lecker ist auch Ginger Ale oder Tonic. „Das gibt eine feine Bitternote“, erläutert die Rezeptbuchautorin Regine Stroner.

Bei der Auswahl der Früchte ist keine Kombination zu verwegen. Lucie Krautien und André Göbel, die in ihrem Café „Zuckerstück“ in Berlin Bowlenansätze anbieten, bringen Bergpfirsich und Passionsfrucht zusammen. Oder sie vereinen Rhabarber mit Ingwer und Stachelbeeren mit Vanille. Es geht aber auch monothematisch, etwa bei der Erdbeerbowle. Sie hat nur einen Haken: Die roten Früchte verwandeln sich in unappetitlich grauen Matsch, sobald sie sich vollsaugen. „Es ist besser, frische Erdbeeren vor dem Servieren zuzugeben“, rät Lysann Gutenmorgen von der Deutschen Barkeeper-Union.

Die Früchte sollten keine Dosenbewohner, sondern frisch sein und in mundgerechte Stücke geschnitten werden. Melone macht optisch einiges her, wenn das Fruchtfleisch mit einem Kugelausschneider herausgelöst wird. Bei Pfirsichen, Aprikosen oder Äpfeln sollte außerdem die Schale entfernt werden.

Für eine frische, würzige Note der Bowle sorgen Kräuter, die mit den Früchten in den Ansatz kommen. Gutenmorgen peppt eine Erdbeerbowle mit Basilikum auf, kongenialer Begleiter der Sommerfrucht ist auch die Pfefferminze. Diese macht sich ebenso gut in einer Pfirsichbowle, die sich außerdem blendend mit Rosmarin versteht. Das mediterrane Kraut wiederum ergänzt auch Himbeeren perfekt.

Man kann die Früchte aber auch ganz weglassen und eine reine Kräuterbowle vorbereiten. Denn Pfefferminze, Zitronenmelisse oder Eisenkraut müssen nicht nur im Tee landen. Für eine Kräuterbowle — das Wort Bowle stammt vom englischen Wort „bowl“ für Schüssel — gibt Stroner ein oder zwei Bund eines Krauts mit Wein oder Spirituosen in eine Schüssel, fügt etwas Zucker hinzu und lässt den Mix, bedeckt mit einer Klarsichtfolie, bei Zimmertemperatur etwa drei bis vier Stunden ziehen.

Eben das ist stets das Ritual für einen Bowlenansatz. Zucker muss nur zugegeben werden, wenn die Früchte nicht allzu süß sind. Stroner rät zu Läuterzucker. Dafür kocht sie einen Viertelliter Wasser mit 250 Gramm Zucker sprudelnd auf und füllt die süße Flüssigkeit in eine Flasche: „So ist eine feinere Dosierung möglich.“

Früchte und Kräuter können in allerlei Spirituosen ziehen: Gin, Wodka oder Rum sind ideale Partner. Bei einer Pfirsichbowle ergänzt ein Schuss Aprikosen-, Pfirsich- oder Orangenlikör die Südfrüchte. Wassermelone setzt Krautien mit Wein, Gin, Zucker und Vanille an, Weintrauben lässt sie in Wodka und Ingwer ziehen. „Der hohe Alkoholgehalt zieht das Aroma aus den Früchten, so dass die Bowle schön fruchtig schmeckt“, erklärt Stroner.

Vor dem Servieren wird der Bowlenansatz mit Sekt oder Prosecco sowie Mineralwasser aufgegossen. „Am besten gibt man nur Wein über die Früchte und stellt die Sektflasche in einem Sektkühler neben das Bowlengefäß“, rät Göbel. „So kann sich jeder Gast etwas Bowle in sein Glas füllen und frisch mit Sekt oder mit Mineralwasser auffüllen.“

Doch welcher gute Tropfen ist der richtige? „Zu säuerlichen Früchten passt ein fruchtiger, lieblicher, zu süßeren Früchten ein trockener Wein und Sekt“, sagt Stroner. Ein grandioses Team bilden Himbeeren und Roséwein und -sekt.

Nun muss das Getränk nur noch kalt bleiben. Eiswürfel verwässern es - es sei denn, man ersetzt mit ihnen einen Teil des Mineralwassers. Unkompliziert ist es, wenn das Bowlengefäß in einer mit Crushed Ice gefüllte Schüssel steht. Geschmacklich passende Kühle bringen Früchte, die vorab tiefgekühlt wurden. In der Bowle perlen sie außerdem dekorativ.

Männer können sich für eine Bowle oft dann begeistern, wenn Bier im Spiel ist. „Eine leckere Kombination ist Bier und Holunderblütensirup“, nennt Gutenmorgen ein Beispiel. Vielfältig einsetzbar sei Pils. Wer will denn da noch ständig Aperol Spritz oder Hugo trinken?

Literatur:

- Regine Stroner: Drinks. Franckh-Kosmos. 144 Seiten, 14,95 Euro, ISBN-13: 9783440130186
- Walter Gaigg: Bowlen, Punsche und Liköre: Selbstgemachte Köstlichkeiten. Stocker. 126 Seiten, 16,90 Euro, ISBN-13: 9783702014025
- ohne Autor: Bowlen, Shakes und Cocktails. Bassermann. 80 Seiten, 4,99 Euro, ISBN-13: 9783809429586
- Oskar Marti: Likör Bowle Sirup: 400 Rezepte aus der Natur mit und ohne Alkohol. AT. 1910 Seiten, Euro 17,90, ISBN-13: 9783038002123