Knopf ins Ohr: Musik macht das Joggen leichter
Dortmund (dpa/tmn) - Für manche ist es ein Tabu: die Naturgeräusche beim Joggen mit Musik übertönen. Dabei ist Musik für einige Läufer viel mehr als bloß Beschallung. Durch sie wird Joggen weniger anstrengend.
Mit Musik fällt einigen Läufern das Joggen leichter. Das kommt nicht von ungefähr: „Musik hat drei verschiedene Wirkungen“, sagt Yves Cloos. Der Doktorand vom Institut für Musik und Musikwissenschaft an der TU Dortmund forscht zur Verbindung von Musik und Sport. Zum einen steigere Musik das Durchhaltevermögen - jedoch nur im mittleren Belastungsbereich, nicht bei Höchstleistung. Außerdem beeinflusst Musik das Anstrengungsempfinden, wie Cloos herausgefunden hat. Hören Jogger Musik, schätzen sie die Belastung geringer ein. Und drittens: Läufer fühlen sich generell wohler, wenn sie mit Musik joggen.
Cloos hat zu dem Thema mehr als 500 Menschen befragt und Experimente mit Läufern und Radfahrern gemacht. Liefen oder fuhren die Testpersonen mit Musik, hatten sie das Gefühl, sie hätten weniger lange Sport getrieben als ohne Musik.
Warum Musik auf diese drei Arten wirkt, wisse man nicht genau, erklärt Cloos. Wahrscheinlich hänge es damit zusammen, dass die Aufmerksamkeit des Läufers hin zur Musik gehe, er also gar nicht merke, wie die Zeit vergeht.
Bei vielen gehen da die Alarmglocken an: Besteht hierbei nicht die Gefahr, dass die Sportler sich unbemerkt überlasten? Nein, sagt Cloos. Sobald der Jogger hohe Leistungen bringt und nah an die Grenze der Verausgabung kommt, überwiegt das Schmerzempfinden. „Eine Gefahr der Überlastung besteht nicht.“
Wenn Musik also für den Otto-Normal-Jogger positive Effekte hat - welche Stücke sollten sie dann am besten mit auf die Laufbahn nehmen? „Man sollte sich ein paar Fragen stellen, während man ein Musikstück auswählt“, empfiehlt Cloos. „Wie motivierend empfinde ich den Rhythmus oder die Melodie?“ und „Wie sehr unterstützt das Stück meine Bewegung - laufe ich eher schneller oder langsamer?“
Oft wird Läufern empfohlen, auf die sogenannten Beats per Minute (bpm) zu achten. Fürs Joggen sollen Lieder im Bereich zwischen 120 bis 140 bpm am besten geeignet sein. Cloos aber rät Joggern, sich nicht sklavisch an diese Vorgaben zu halten. „Wenn ich ein Lied habe, zu dem ich bei jedem zweiten Schlag einen Schritt mache, passt es auch.“ Es reiche, wenn subjektiv der Eindruck entstehe, dass das Lied passt.
Neben dem Rhythmus sind andere Auswahlkriterien für die Lauf-Playlist wichtig, zum Beispiel die Melodie des Liedes. „Je besser ich das Lied kenne, desto attraktiver ist es auch.“ Ob die Melodie gefällt, ist die Hauptsache - auf die Tonart kommt es weniger an. Ein Lied in fröhlichen Dur-Klängen muss also nicht besser antreiben als eines in Moll.
Auch die Texte können den Sportler unterstützen, denn sie wecken Erinnerungen und Assoziationen. Allerdings hören Läufer beim Joggen weniger genau auf die Lyrics als vor dem Sport, erklärt Cloos. Vorher könne der Text noch viel stärker pushen. Ein Beispiel dafür lieferte die Fußballnationalmannschaft bei der WM 2006: Vor den Spielen motivierte sie sich mit „Dieser Weg“ von Xavier Naidoo. Für die Musik beim Joggen fallen die Texte dann eher in den Hintergrund, Rhythmus und Melodie werden wichtiger.
Wer nun aber denkt, er müsse nur einmal die richtige Playlist finden und bräuchte sie dann nicht mehr zu ändern, liegt falsch. „Man sollte solche Musik regelmäßig austauschen“, empfiehlt Cloos. Denn Jogger gewöhnen sich an die Lieder - und die verlieren ihre positiven Effekte.