Beaujolais nouveau spätestens nach zwei Wochen trinken
Paris/Iffeldorf (dpa/tmn) - Der neue Wein ist da: Der „nouveau“ aus Beaujolais wird weltweit traditionell von Weinliebhabern gefeiert. Selbst ein schlechtes Weinjahr ändert daran nichts. Trinken sollte man den edlen Tropfen spätestens nach zwei Wochen.
Der erste Wein des Jahres aus dem Beaujolais ist im Handel. Mit „Le Beaujolais nouveau est arrivé“ feierten Weinliebhaber das seit Jahrzehnten begangene Ritual. Seit 1951 werden an jedem dritten Donnerstag im November ab Mitternacht die ersten Flaschen des Jungweins weltweit entkorkt. In Frankreich hat das Ritual für viele Weinfreunde allerdings an Reiz verloren. Während das Ereignis vor allem in Asien von Weinhändlern intensiv beworben wird, stellen Händler in Paris ihren „nouveau“ oder „primeur“ immer weniger ins Rampenlicht.
Die Erzeuger des aus der Gamay-Traube gewonnenen Beaujolais kann das nicht bremsen. Für die Kampagne rund um den erst wenige Wochen alten Wein wurde eigens ein Kleid entworfen. Der Jahrgang 2012 fiel allerdings eher mäßig aus. Die magere Traubenernte hat nach Angaben der Erzeuger mit 400 000 Hektoliter gerade einmal die Hälfte der sonst üblichen Menge erzielt. Zuletzt wurde allein die Region Paris mit rund 1,3 Millionen Flaschen beliefert. Etwa die gleiche Menge geht auch nach Deutschland. Mit 7,9 Millionen Flaschen liegt Japan an der Spitze der Abnehmer.
Nach dem Kauf sollte der Tropfen sofort ins Glas: Beaujolais nouveau ist dafür gemacht, gleich getrunken zu werden. „Heben Sie die Flasche nicht Monate auf“, rät die Sommelière Sabine Ernest-Hahn aus Iffeldorf in Bayern. Ihn ein bis zwei Wochen stehen zu lassen, sei in Ordnung. „Wenn er länger steht, wird er flach, oxidiert und verliert seine Frische.“ Anders als andere Rotweine sei er nicht gereift, bei ihm komme es aber auch nicht auf die Entwicklung an. „Der momentane Geschmack ist das ausschlaggebende“, erläutert die Expertin.
Neben der Frische zeichne er sich durch sein fruchtiges Aroma und die dezenten Tannine aus. Ernest-Hahn bezeichnet ihn als Spaßwein, der in geselliger Runde getrunken wird. Da er selten mehr als fünf Euro pro Flasche koste, sei er ein eher günstiges Produkt, das deshalb aber nicht schlecht sein müsse. Beaujolais nouveau sollte immer leicht gekühlt getrunken werden. Optimal sind Ernest-Hahn zufolge 12 bis 14 Grad. „Bei kaltem Wetter ist es auch okay, ihn etwas wärmer zu trinken.“
In den 1980er und 1990er Jahren war der Beaujolais auch in Deutschland sehr gefragt. Das ist der Sommelière zufolge aber vorbei. „Jeder Trend hat auch mal sein Ende, und der Bedarf ist nicht mehr da“, sagt sie. Das hänge unter anderem mit den Nachahmern aus der südlichen Hemisphäre wie Südafrika zusammen, wo die Reben ein paar Monate eher als in Frankreich reif sind und als Jungwein früher in den Handel kommen können. Außerdem gebe es in Deutschland kurz nach der Weinlese den Federweißen, der ebenfalls sehr frisch getrunken wird.
Ernest-Hahn weist aber auch darauf hin, dass Beaujolais-Weine nicht nur aus Beaujolais nouveau bestehen. „Es gibt auch dort komplexere und langlebigere Weine wie Beaujolais Villages und besonders die verschiedenen Cru-Regionen“, betont sie. Cru-Regionen sind besondere Lagen in einem Weinbaugebiet, auf denen ausgezeichneter Wein gedeiht.