Bei Regen lüften und Co.: Autoabgase im Alltag umgehen
Hannover (dpa/tmn) - Der Verkehrsclub Deutschland untersucht regelmäßig Autos auf ihre Umweltfreundlichkeit. Eine große Rolle spielt dabei der Schadstoffausstoß. Ein Lungenarzt erläutert, wie sich Anwohner und Fußgänger vor den ungesunden Abgasen schützen können.
Anwohner einer viel befahrenen Straße lüften am besten nur frühmorgens, damit möglichst wenig Autoabgase in ihre Wohnung gelangen. Ideal sei es, wenn es dann draußen auch noch feucht ist, sagte Prof. Harald Morr von der Deutschen Lungenstiftung (DLS) in Hannover. „Die Feuchtigkeit bringt Feinstäube auf den Boden.“ Ein guter Zeitpunkt zum Lüften sei daher auch bei Regen oder Nebel. „An windigen Tagen sollten die Fenster zu bleiben, damit wenig Abgase in die Wohnräume gelangen.“
Zwar gibt es laut Morr wenig wirklich gesicherte wissenschaftliche Daten, dass Autoabgase zu großen Gesundheitsschäden führen. Aber rein theoretisch seien Stickoxide und Feinstäube die entscheidenden Faktoren. „Stickoxide begünstigen Erkrankungen, die die Atemwege verengen: Asthma und COPD“, erläuterte er. Feinstaub könne die Entwicklung von Lungenkrebs fördern.
Eingeatmete Stickoxide wirken vermutlich ähnlich wie Zigarettenrauch auf die Atemwege - allerdings nur bei Menschen, die eine genetische Veranlagung zu Asthma oder COPD haben. „Die Stoffe lösen Entzündungsreaktionen aus und führen zu verkehrter Schleimbildung, so dass die Reinigungsfunktion der Schleimhäute nicht mehr läuft“, erklärt Morr. Dadurch blieben Dreck und Bakterien dort liegen, es komme zu noch mehr Entzündungen. Das führe schließlich zu einer Verengung und chronischen Entzündung der Atemwege. „Die Lunge kann nicht mehr ausreichend Sauerstoff aufnehmen und Kohlendioxid abgeben.“
Stickoxide machen dem Mediziner zufolge außerdem die Pollen von Gräsern und Bäumen aggressiver. Das führt bei Allergikern und Asthmatikern zu vermehrten Beschwerden, wenn sie sie einatmen. „In Großstädten leiden sie mehr, wo der Autoverkehr stärker ist“, sagte Morr. Das sei mehrfach untersucht worden.
Studien zum Thema Feinstaub hätten gezeigt, dass Kulturen aus Lungenzellen auf den Dieselruß aus Schiffsmotoren reagieren. „Sie zeigen Veränderungen, aber die Ergebnisse sind noch nicht so einfach auf den Menschen übertragbar“, erklärte Morr. Die Forschung nehme an, dass die Zellen durch den Feinstaub entarten und sich zu bösartigen Geschwülsten entwickeln. Die Wahrscheinlichkeit, dass auch Feinstaub aus Autoabgasen diese Wirkung haben könnte, sei groß, aber noch nicht eindeutig bewiesen.
Morr rät Anwohnern viel befahrener Straßen auch davon ab, ihren Balkon zu nutzen, wenn viel Verkehr, wenig Luftbewegung und womöglich auch noch hohe Ozonwerte herrschen. Denn dann sei die Schadstoffaufnahme über die Atemwege besonders groß. Zwar könnten sie einen Mundschutz tragen. Der halte allerdings nicht alles ab. Spaziergänger und spielende Kinder sollten sich grundsätzlich aus verkehrsreichen Gegenden fernhalten und besser im Park oder am Fluss unterwegs sein. Und wer an einem Zebrastreifen eine Straße überqueren wolle, warte am besten an der Hauswand und nicht am Bordstein, bis die Bahn frei ist.