Bio ist nicht gleich bio: Wie sich Öko-Siegel unterscheiden
Berlin (dpa/tmn) - Siegel-Wirrwarr im Supermarkt: Mit artgerechter Haltung und kontrolliertem Anbau werben unterschiedlichste Siegel für Bio-Qualität. Doch wer hält seine Versprechen?
Wenige Tage nach dem Skandal um Pferdefleisch in Fertiggerichten sorgen jetzt umetikettierte Eier für Unsicherheit bei Verbrauchern. In mehreren Betrieben sollen Eier aus konventioneller Landwirtschaft als Bio-Eier ausgewiesen worden sein. Viele dürften sich jetzt fragen: Kann man Bio-Siegeln trauen?
Diese Frage stellt sich auch unabhängig vom aktuellen Etikettenschwindel. „Es gibt viel zu viele Siegel, die nur kaum zu unterscheiden sind“, sagt Martin Rücker von der Verbraucherorganisation Foodwatch. Aber nur einige wenige seien wirklich verlässlich.
„Grundsätzlich kritisch sehen wir alle Siegel, die von den Unternehmen selbst herausgegeben werden und mit denen sich die Unternehmen selbst zertifizieren“, erklärt Rücker. „Dort wird dann irgendeine Qualität versprochen, indem es einfach nur heißt: "Artgerechte Tierhaltung" oder "Kontrollierter Anbau".“ Diese Begriffe sind gesetzlich nicht geschützt. „Sie können alles und nichts bedeuten. Für den Verbraucher ist aber nicht klar, was tatsächlich dahintersteht.“
Mindeststandards bei Bio-Lebensmitteln setzt die Europäische Union. Alle Lebensmittel, die mit den Begriffen Bio und Öko werben, müssen das EU-Bio-Logo tragen: Ein stilisiertes Blatt aus zwölf weißen Sternen auf grünem Grund. Wer sich an die EG-Öko-Verordnung hält, kann gleichzeitig auch das deutsche Bio-Siegel führen. Dafür müssen die Produktzutaten, die aus der Landwirtschaft kommen, zu 95 Prozent aus Öko-Betrieben stammen.
Das weiß-grüne Sechseck mit der Aufschrift Bio gibt es bereits seit 2001 - und es wird immer seltener. „Das deutsche Bio-Siegel wird schrittweise vom europäischen Bio-Siegel abgelöst“, erklärt Martin Rombach vom Prüfverein Verarbeitung für ökologische Landbauprodukte in Karlsruhe. Seine Organisation kontrolliert, ob Bauernhöfe und Hersteller sich an die Bio-Vorschriften halten.
Die Kontrolleure prüfen aber nicht nur für die Label von EU und Bundesrepublik. Auch die großen privaten Bio-Siegel - Bioland, Naturland und Demeter - lassen ihre Betriebe von den Kontrollstellen testen. Strengere Anforderungen als die offiziellen Siegel hätten die drei großen Anbieter auf jeden Fall, vor allem bei Haltung und Fütterung der Tiere. Bioland ist laut Rombach bei der Fütterung der Tiere besonders streng. „Bei allen großen privaten Siegeln muss mit Bio-Futter gefüttert werden, aber Bioland hat hier ein besonders zuverlässiges Netz aufgebaut.“
Auch in den jüngsten Skandal um falsch ausgezeichnete Eier ist Bioland nach eigenen Angaben nicht verstrickt. „Soweit wir wissen, sind keine Bioland-Betriebe betroffen“, sagte Bioland-Sprecher Gerald Wehde. Auch gegen Demeter-Betriebe wird laut einer Mitteilung des Öko-Verbundes nicht ermittelt. Betroffen seien hingegen Betriebe, die das Naturland-Siegel führen, bestätigte der Naturland-Geschäftsführer Steffen Reese.
Schmeckt man denn bei allen Unterschieden in der Tierhaltung überhaupt den Unterschied von Ei zu Ei? Zwischen den Bio-Eiern der verschiedenen Hersteller gibt es laut Andrea Schauff von der Verbraucherzentrale Hessen kaum geschmackliche Unterschiede. Im Vergleich zum Ei aus konventioneller Landwirtschaft könne es aber Unterschiede im Geschmack geben - wenn anders gefüttert werde. Weniger Eiweiß und weniger Soja im Futter sei bei Bio-Höfen üblich, erklärt Schauff: „Und das macht natürlich dann auch geschmacklich etwas aus beim Bio-Ei.“