Brustkrebs-Screening: Erfolg durch frühe Erkennung der Tumore
Berlin (dpa) - Nach der flächendeckenden Einführung des deutschen Brustkrebs-Screenings im Jahr 2009 sehen die Organisatoren deutliche Erfolge durch die aufwendige Reihenuntersuchung. Bei rund 7 bis 8 von 1000 Frauen werde durch das Screening Brustkrebs entdeckt.
Vor der Einführung des Programms waren es 2 bis 3. Rund 80 Prozent der Tumore würden heute auch in einem frühen Stadium entdeckt. Vor dem Screening waren es 49 Prozent, teilte die Kooperationsgemeinschaft Mammographie mit. Die Heilungschancen seien deshalb höher.
Die jüngsten Daten beziehen sich auf das Jahr 2010. Ob durch die Röntgenuntersuchungen die Sterblichkeit bei Brustkrebs sinkt, lässt sich durch den Langzeit-Effekt aber frühestens 2018 sagen.
Jährlich erkranken rund 70 000 Frauen in Deutschland neu an Brustkrebs, 17 500 sterben pro Jahr daran. Brustkrebs führt daher von allen bösartigen Tumorarten bei Frauen in Deutschland mit Abstand zu den meisten Todesopfern. Und mit zunehmenden Lebensalter steigt das Risiko.
Deshalb wurde in Deutschland - deutlich später als in einigen anderen EU-Staaten - seit 2002 schrittweise das Screening für Frauen zwischen 50 und 69 Jahren eingeführt. Diese Spanne gilt als das Hauptrisikoalter für Brustkrebs. Alle zwei Jahre wird jede Frau in dieser Altersgruppe per Brief eingeladen.
Ende 2009 waren alle 94 Screening-Einheiten an insgesamt 400 Standorten am Start. Die jüngste Datenauswertung für 2010 ist deshalb die erste mit bundesweitem Blick. 2,7 Millionen Untersuchungen gab es damals - rund 17 500 Karzinome wurden entdeckt, die meisten im Frühstadium.
Die Größe eines Tumors ist bei Brustkrebs entscheidend für die Prognose. Kleine Tumore bieten für Ärzte die Chance auf eine Komplettheilung. Hat der Krebs schon gestreut, geht es oft nur noch darum, das Leben zu verlängern. Bei vielen Patientinnen (78 Prozent) waren bei der Screening-Diagnose 2010 Lymphknoten noch nicht befallen. Vor der Reihenuntersuchung lag diese Quote mit 57 Prozent deutlich schlechter.
Und es gibt noch einen positiven Effekt der Früherkennung: Häufig kann bei einer Operation die Brust erhalten werden. „Wir haben nun die Gewissheit, dass das deutsche Screening auf dem richtigen Kurs ist“, sagt Tatjana Heinen-Kammerer von der Kooperationsgemeinschaft Mammographie.
Eine erwartete Folge des Screening ist, dass die Neuerkrankungszahlen erst einmal steigen - denn es werden mehr Tumore entdeckt als früher. Später sollten sie dann aber deutlich zurückgehen - denn die entdeckten Fälle der in der ersten Runde fehlen in den nächsten Untersuchungszyklen.
Rund die Hälfte der eingeladenen Frauen folgt inzwischen der Aufforderung, zum Screening zu kommen. EU-Experten halten für einen erfolgreichen Langzeit-Effekt, wie es ihn in anderen Ländern schon gibt, allerdings eine Teilnehmerrate von 70 Prozent für nötig. Die Röntgenuntersuchungen der Brust sind auch nicht unumstritten. Kritiker monieren die Strahlenbelastung für gesunde Frauen und auch die Kosten - rund 155 Millionen Euro pro Jahr.