Brustkrebs zu spät erkannt - Arzt haftet für verspätete Untersuchung
Hamm (dpa/tmn) - Empfiehlt ein Arzt einer Patientin zu spät eine Mammografie, haftet er, wenn die Frau in der Zwischenzeit an Brustkrebs erkrankt. Das geht aus einer Entscheidung des Oberlandesgerichts Hamm hervor.
Geklagt hatte eine Frau, die sich jedes Jahr von ihrem langjährigen Frauenarzt vorsorglich auf Brustkrebs untersuchen ließ. Auf das Urteil weist die Arbeitsgemeinschaft Medizinrecht des Deutschen Anwaltvereins hin (Az.: 3 U 57/13).
Nach einer Mammografie 2001 riet der Mediziner der Patientin, diese Untersuchung 2010 zu wiederholen. Dabei wurden Anzeichen von Brustkrebs entdeckt, und die Frau musste operiert werden. Sie bekam außerdem eine Strahlen- und eine Chemotherapie. Sie klagte auf Schadenersatz und Schmerzensgeld, weil sie der Ansicht war, dass ihre Erkrankung früher hätte entdeckt werden können.
Die Richter gaben ihr Recht: Der Arzt hätte ihr schon 2008 zur Mammografie raten sollen, weil die Untersuchung zu dem Zeitpunkt als einzig sicheres Verfahren gegolten habe, welches das Risiko eines tödlichen Krankheitsverlaufs verringern konnte. Außerdem stellte das Gericht einen groben Behandlungsfehler fest.
Die Frau, die stets auf eine Minimierung der Brustkrebsgefahr wertgelegt habe, habe vom Arzt ein Medikament verschrieben bekommen, das das Brustkrebsrisiko steigerte. Es sei wahrscheinlich, dass sich bei einer früheren Krebsdiagnose noch keine Metastasen gebildet hätten und die Behandlung insgesamt weniger belastend gewesen wäre.