Cholesterinsenker schützen nicht sicher vor Infarkt
Durch die angereicherte Zufuhr von Pflanzensterinen kann das Risiko für das Herz sogar noch weiter zunehmen.
Homburg. Lebensmittel mit der Aufschrift „Cholesterin senkend“ schützen nicht unbedingt vor Herzinfarkt. Die Produkte trügen zwar nachweislich dazu bei, einen hohen Cholesterin-Spiegel zu senken, sagt der Kardiologe Oliver Weingärtner von der Universitätsklinik des Saarlandes.
Ob die Patienten aber durch sie ein geringeres Herzinfarkt- oder Arteriosklerose-Risiko hätten, sei umstritten.
„Das Ganze ist sehr komplex“, sagt Weingärtner. In den Cholesterin-senkenden Lebensmitteln seien Pflanzensterine enthalten, das Gegenstück zum Cholesterin in der tierischen Zelle. Diese seien Cholesterin zwar sehr ähnlich, würden aber normalerweise vom Körper fast vollständig ausgeschieden.
Sie kämen natürlicherweise zum Beispiel in Gemüse und Olivenöl vor. Durch eine stark angereicherte Zufuhr von Pflanzensterinen, beispielsweise mit speziell produzierten Margarinen, senke man sein Cholesterin um etwa zehn Prozent.
Nehme ein Patient viele Pflanzensterine zu sich, werde dieser Mechanismus ausgeschaltet und es komme zu einem Anstieg des Pflanzensterin-Spiegels im Blut. Das wiederum könne möglicherweise ein Risiko für Herzinfarkte sein.
Diesen Schluss legt eine seltene erbliche Erkrankung nahe: Patienten mit Phytosterinämie haben aufgrund eines Gendefekts einen mindestens 20 Mal höheren Pflanzensterin-Spiegel als normal. „Viele dieser Patienten entwickeln schon früh Arteriosklerose oder bekommen früh Herzinfarkte“, sagt Weingärtner.
„Es gibt Menschen, die haben aber nur geringe Genveränderungen, so dass der Mechanismus nicht effektiv arbeitet und der Pflanzensterin-Blutspiegel lediglich um das Zweifache erhöht ist“, erklärt Weingärtner.
Auch diese Menschen schienen ein erhöhtes Herzinfarkt-Risiko zu haben. Zusammengefasst lasse sich sagen: „Sie können den Cholesterin-Spiegel durch diese Lebensmittel senken zum Preis einer erhöhten Konzentration von Pflanzensterinen im Blut.“
Als Cholesterin-Treiber gilt das Frühstücksei, das mit 300 Milligramm pro 100 Gramm ziemlich viel Cholesterin hat. Der Verzicht sei aber nur selten sinnvoll, sagt Professor Andreas Pfeiffer, Diabetes- und Ernährungs-Experte an der Berliner Universitätsklinik Charité, im Apothekenmagazin „Diabetes Ratgeber“. „Bei 80 Prozent der Menschen beeinflusst das Cholesterin aus Eiern den Cholesterinwert im Blut nicht.“