Cocktails mit Gemüse sind der neue Trend an der Bar
Düsseldorf (dpa/tmn) - Radieschen, Möhren oder Rote Bete gehörten bislang nicht gerade zu den typischen Zutaten von Getränken an der Bar. Doch das könnte sich allmählich ändern.
Die Vorstellung, dass Genuss gesund sein soll, macht auch vor Cocktailbars nicht Halt, wie in der Lounge der Fachzeitschrift „Fizzz“ auf der internationalen Fachmesse ProWein (bis 25. März) in Düsseldorf zu hören war.
Gemüse sei positiv besetzt, so Thomas Weinberger, Bartender und Schulungsleiter an der Barschule München. Und da gute Barkeeper immer auf der Suche nach neuen Geschmackserlebnissen sind, sei schließlich die Idee der „Garden Drinks“ entstanden: die Kombination von gesundem, vitamin- und mineralstoffhaltigen Gemüse mit qualitativ hochwertigen Spirituosen.
„Die Idee war, keine Cocktails zu kreieren, die in Richtung Saft plus Spirituose gehen, sondern Drinks, die durch einen Gemüsesaft eine zusätzliche Note erhalten und im Nachhinein zu einem Wow-Effekt führen“, erklärt er. Herausgekommen sind Drinks wie „Bon Carrot“ aus kubanischem Rum und Karottensaft, der von frischer Limette und Karamellsirup abgerundet wird. Weinberger serviert das leuchtend orange Getränk mit Eiswürfeln in einem kleinen Weckglas mit aufgelegtem Deckel, auf dem er eine winzige blanchierte Möhre mit Rohrzucker karamellisiert.
Dabei spielt er nicht nur mit verschiedenen Aromen - Alkohol, Gemüse, Zucker -, sondern auch mit unterschiedlichen Konsistenzen: Der Drink ist flüssig, die blanchierte Möhre nicht ganz weich und der karamellisierte Zucker darauf sehr kross. „Man muss den Gästen immer neue Anreize bieten“, sagt er. Denn wer in eine Bar geht, will schließlich nicht einfach irgendetwas trinken, sondern etwas Besonderes geboten bekommen.
„Der Cuisine-Style, also die Ergänzung von Cocktails um frische Kräuter wie Minze, Basilikum oder Rosmarin, hat in den Bars in den vergangenen Jahren immer mehr zugenommen“, erklärt Weinberger. Die gemüsigen Cocktails seien noch einen Schritt weiter in diese Richtung gedacht. So lässt sich der Bartender von seinen regelmäßigen Einkäufen auf dem Münchener Viktualienmarkt und beim Kochen zuhause inspirieren.
Eines der Ergebnisse ist der süffige Drink „Sweet Potatoe Whiskey“ aus Maiswhiskey und Süßkartoffelpüree, dem Aprikosen- und Zuckersirup den letzten Schliff geben. Fast schon als Dessert lässt sich der leicht cremige Drink „Beetroot Feelings„ genießen, der aus frischem Rote-Bete-Saft, weißem Schokoladensirup und aus dem Zuckerrohrschnaps Cachaça besteht, den man aus Caipirinha kennt.
„Vor zwei Jahren habe ich erstmals mit Radieschen experimentiert“, erzählt Weinberger. Das jetzt präsentierte Resultat heißt „Radish Sour“ und verbindet Gin mit seinen würzigen Wacholdernoten mit der leichten Schärfe der kleinen Knollen, abgerundet mit frischem Zitronensaft und Zuckersirup.
Wer es leichter mag, probiert die „Garden Lemonade“. Dafür schüttelt Weinberger Kartoffelwodka, frischen Gurkensaft, etwas Zuckersirup und Limettensaft im Shaker, gibt die Mischung in eine zur Hälfte mit Eiswürfeln gefüllte kleine Flasche und gießt sie mit Ginger Ale auf. Ein aufgeschnittenes Stück Gurke krönt den Drink.
Gurke wirke entzündungshemmend, entgiftend und wassertreibend, erklärt der Bartender Thomas Weinberger, der das Rezept entwickelt hat. Da das Gemüse zu 97 Prozent aus Wasser bestehe, brauche es eine leichte Spirituose: am besten einen mehrfach destillierten Wodka auf Kartoffelbasis.