Elf Rebsorten sollt ihr sein: Das Weinland Brasilien
Düsseldorf (dpa/tmn) - Brasilien ist im Fußballfieber. Das gilt auch für die Weinmacher. Sie haben einen Wein mit Zutaten in Fußballmannschafts-Stärke kreiert - frei nach dem Motto: Elf Rebsorten sollte ihr sein.
Der ist jetzt FIFA-WM-Wein. Aber das Weinland Brasilien hat noch mehr zu bieten.
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Brasilien wirft ihre Schatten auch beim Wein voraus. Das Weingut Lidio Carraro, angesiedelt in den Regionen Vale dos Vinhedos und Encruzilhada do Sul im Süden des Landes, will als offizieller Lieferant der FIFA mit seiner WM-Wein-Reihe „Faces“ punkten. Die rote Variante sei in Anlehnung an die Stärke einer Fußballmannschaft eine Cuvée aus elf Rebsorten, erläuterte Lidio-Carraro-Exportmanagerin Márcia Amaral auf der internationalen Fachmesse ProWein (23. bis 25. März) in Düsseldorf. Im Tor stehe die Sorte Malbec, deren Aroma lange im Gaumen zurückbleibe. Verteidiger sind Alicante, Tannat, Nebbiolo und Ancelotta, im Mittelfeld stehen Tempranillo und Pinot Noir. Weiter vorn finden sich Teroldego und Touriga Nacional, Stürmer sind Merlot und Cabernet Sauvignon.
„Wir wollten Weine machen, die leicht, lebendig und unkompliziert zu trinken sind“, erklärte Amaral. Sie sollten die vielen Kulturen widerspiegeln, die in Brasilien vertreten sind. Darauf deute auch das Logo der „Faces“-Weine hin: Es besteht aus mehreren Gesichter in einem Herz. Wem die rote Cuvée zu inhaltsreich ist, kann auf die weiße oder rosé Version ausweichen. Sie bestehen aus je drei Rebsorten: Chardonnay, Muscat sowie Welschriesling und Pinot Noir, Merlot sowie Touriga Nacional.
Auch wenn laut Ana Paula Kleinowski vom Brasilianischen Weininstitut (Ibravin) bislang nur fünf Weingüter auf dem deutschen Markt vertreten sind, haben offenbar immer mehr Bundesbürger Interesse an brasilianischem Wein: Lag Deutschland 2012 noch auf Platz 14 der Hauptabnehmerländer für Rebsaft aus dem südamerikanischen Land, war es 2013 schon auf Rang 6 vorgerückt, haben Ibravin und die brasilianische Agentur für Exportförderung (Apex-Brasil) ermittelt.
Der meiste Wein wird im Süden Brasiliens angebaut, vor allem in der Region Serra Gaúcha, und im Februar und März gelesen. Anders ist das im Vale do Sao Francisco, der einzigen im Norden des Landes gelegenen Weinbauregion: Aufgrund der Nähe zum Äquator könne dort durchschnittlich 2,4-mal im Jahr pro Rebstock geerntet werden, erklärte der Winemaker Luís Santos vom Produzenten Vinibrasil, der mit der Marke „RioSol“ auf der ProWein vertreten war. „Bei uns wird kontinuierlich geerntet, wir lesen jeden Monat eine andere Rebsorte.“ Der weiße „RioSol“ etwa besteht aus Chenin und Viognier, der rosé aus Touriga Nacional und Shiraz und der rote aus Cabernet und Shiraz. Laut Kleinowski ist das Vale do Sao Francisco die einzige Region, in der die Reben künstlich bewässert werden müssen.
Auch wenn der Weinbau eigentlich schon mit den portugiesischen Eroberern nach Brasilien kam, etablierte er sich so richtig erst etwa 1875, als sich italienische Einwanderer in dem südamerikanischen Land niederließen, erläuterte Ibravin-Exportmanagerin Roberta Baggio Pedreira. Das erklärt, warum sich neben ursprünglich nur in Portugal beheimateten Sorten wie Touriga Nacional vor allem italienische Rebsorten wie Teroldego in brasilianischen Weinen zu finden sind. Aber auch ursprünglich aus Frankreich oder Nordamerika stammende Trauben sind beliebt.
Die meisten der rund 1160 brasilianischen Weingüter, die sich über vier Bundesstaaten verteilen, sind in Familienbesitz. Lidio Carraro etwa ist in fünfter Generation Chef des gleichnamigen Unternehmens. Das größte in Familienhand befindliche Weingut heißt Perini und wurde 1970 gegründet. Stolz auf italienische Wurzeln ist nicht nur die Familie Basso, die 1974 offiziell in den Weinbau einstieg, sondern auch das Weingut Miolo, dessen Gründer 1897 ins Land kam.
Ana Paula Kleinowski beschreibt brasilianische Weine als „Mix aus neuer und alter Welt, aber ein bisschen mehr europäisch“. Laut Roberta Baggio Pedreira haben sie eine frische, fruchtige Stilistik, die sich deutlich etwa denen aus dem großen Weinnachbarland Argentinien unterscheiden. Der Alkoholgehalt mit durchschnittlich 12 bis 12,5 Prozent sei moderat. Und das mag für manchen Fußballfan dann sogar eine Alternative zum sonst üblichen Bier sein.