Das verrät der Beipackzettel
Oft verunsichern die aufgeführten Nebenwirkungen. Dabei sollte das Blatt eigentlich als Hilfestellung dienen.
Dresden. Er gehört zu einer Schachtel Schmerztabletten genauso wie zu Nasentropfen und jedem anderen Medikament: der Beipackzettel. Er soll Patienten unter anderem über Art und Dauer der Anwendung informieren. Doch tatsächlich macht dieses Faltblatt vielen Verbrauchern Angst, sagt Ursula Sellerberg von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände in Berlin. Das gehe aus repräsentativen Umfragen hervor. Vor allem die aufgeführten Nebenwirkungen beunruhigten die Patienten. Die Folge: Viele lesen die Faltblätter gar nicht mehr.
Doch Grund zur Sorge bestehe in der Regel nicht. Die Liste der Nebenwirkungen ist zwar oft lang, doch die Verbraucher sollten immer bedenken, dass wirklich alle bekannten, auch noch so selten auftretenden Nebenwirkungen im Beipackzettel aufgeführt werden. "Die in Deutschland zugelassenen Medikamente stehen in einem guten Nutzen-Risiko-Verhältnis", sagt Sellerberg. Lesen sollten Patienten das Faltblatt aber in jedem Fall. Wer unsicher ist, kann darüber hinaus bei seinem Arzt oder Apotheker nachfragen.
Was im Beipackzettel stehen muss, sei gesetzlich genau geregelt, sagt Klaus Menges. Er leitet das Referat Wissenschaftliche Qualitätssicherung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) in Bonn. Zu den Pflichtangaben zählen beispielsweise Anwendungsgebiete des Medikaments, Wirkstoffe und Dosierung. Auch, was zu tun ist, wenn man die Einnahme vergessen oder zu viel eingenommen hat, steht darin - sowie Warnhinweise, etwa wenn durch die Einnahme die Fahrtüchtigkeit beeinträchtigt wird.
Ein weiterer wichtiger Punkt sind die Nebenwirkungen. Darunter versteht man Reaktionen des Körpers auf ein Medikament. Dazu zählen beispielsweise Haarausfall, Schwindel oder Herzrasen. Wie stark die Nebenwirkungen eines Medikaments sein dürfen, das vom BfArM zugelassen wird, hängt vor allem von der Schwere der Krankheit ab. "Bei einem seltenen oder schweren Leiden wie Krebs werden Nebenwirkungen wie Haarausfall oder Schweißausbrüche eher toleriert als bei Kopfschmerzen", erklärt Menges.
Die Nebenwirkungen werden nach der Häufigkeit ihres Auftretens von "sehr selten" bis "sehr häufig" eingeteilt. Diese Häufigkeitsklassen sind laut Menges europaweit einheitlich definiert. Dabei bedeutet "sehr selten", dass die Symptome bei weniger als einem von 10 000 Behandelten auftreten, "selten" bei einem bis zehn von 10 000 Patienten, "gelegentlich" bei einem bis zehn von 1000. Die Abgabe "häufig" betrifft einen bis zehn von 100 Behandelten und "sehr häufig" mehr als einen von zehn Patienten.
Auch Wechselwirkungen sind im Beipackzettel dokumentiert. Sie können zwischen zwei Arzneimitteln entstehen. Das bedeutet, die Einnahme des einen kann die Wirkung des anderen verstärken oder vermindern oder auch dessen Abbau hemmen. Wechselwirkungen treten ebenfalls zwischen Lebensmitteln, etwa Milch, und Medikamenten auf.
Während Lisa Goltz vom Arzneimittelberatungsdienst der Technischen Universität Dresden in Beipackzetteln eher ein Instrument zur juristischen Absicherung der Pharmakonzerne sieht, dienen sie laut Menges vor allem den Patienten und sollen diesen bei der Anwendung des Medikaments sicher anleiten. Tatsächlich hat sich die Verständlichkeit der Beipackzettel in den vergangenen Jahren verbessert: Fremdwörter wie "toxisch" wurden durch "giftig" ersetzt, damit auch Verbraucher ohne medizinische Bildung sie verstehen können, sagt Sellerberg.
Ein Problem ist allerdings die Lesbarkeit der Faltblätter. "Beipackzettel sind teilweise auf sehr dünnem, durchsichtigen Papier und in äußerst kleiner Schrift gedruckt", bemängelt Goltz. Das sei ein weiterer Grund, warum vor allem ältere Menschen Beipackzettel ignorieren. Deshalb fordern Verbraucherschützer eine einheitliche Regelung mit größerer Schrift.