Deutschland testet Ebola-Impfstoff - WHO: Fast 5000 Tote

Frankfurt/Genf (dpa) - Die Zahl der Ebola-Fälle steigt in Westafrika weiter stark an. Mediziner setzen deshalb auf den schnellen Einsatz von Impfstoffen.

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Zwei Substanzen würden bereits an Menschen getestet, sagte Marylyn Addo vom Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (Hamburg) am Mittwoch auf einer Veranstaltung in Frankfurt.

Bei Unruhen durch einen Streit mit Helfern wurden unterdessen in Sierra Leone mindestens zwei Menschen getötet. Von den Tausenden Freiwilligen, die sich bei der Bundeswehr für einen Einsatz in Afrika gemeldet haben, blieben nur rund 250 als geeignet übrig.

FALLZAHLEN: Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vom Mittwochabend sind inzwischen 9936 Fälle erfasst. Die Zahl der Toten beträgt demnach 4877. Allerdings gehen Experten nach wie vor von einer hohen Dunkelziffer aus. Besonders in den Hauptstädten der Länder Guinea, Liberia und Sierra Leone, die am stärksten von der Seuche betroffen sind, bleibe die Übertragungsrate sehr hoch, erklärte die WHO. Die meisten Opfer beklagt demnach weiterhin Liberia mit inzwischen 2705 Toten.

IMPFSTOFFE: Bei den Impftests wird abgeschwächten, genetisch veränderten Trägerviren ein kleines Proteinstück eines Ebola-Virus zugefügt, um Menschen immun zu machen. Der eine Impfstoff werde seit September in den USA, Großbritannien und Mali getestet. Der zweite - ein Lebendimpfstoff, der zum Teil in Marburg entwickelt wurde - werde in Kürze in der Schweiz, Gabun, Kenia und Deutschland erprobt. Eine Studie ist am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) geplant: Der Impfstoff werde in Phase eins insgesamt 30 gesunden Freiwilligen gespritzt, um mögliche Nebenwirkungen zu erkennen. In Phase zwei könnten Tausende, vielleicht sogar Zehntausende Menschen in Afrika einbezogen werden, sagte Klaus Cichutek vom zuständigen Paul-Ehrlich-Institut.

THERAPIE: Der Hamburger Ebola-Patient ist ohne den Einsatz experimenteller Mittel wie „ZMapp“ geheilt worden. Der Mitarbeiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO) habe allerdings mit schweren Komplikationen zu kämpfen gehabt, teilte das Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) mit. Der Mann aus dem Senegal wurde fünf Wochen in der Klinik behandelt. Anfang Oktober wurde er geheilt entlassen. Das Fachjournal „New England Journal of Medicine“ will über Erkenntnisse der Therapie berichten.

US-FÄLLE: Ein Kameramann des Fernsehsenders NBC, der vor rund zwei Wochen aus Liberia in eine Klinik in Nebraska geflogen worden war, sei Ebola-frei und habe das Krankenhaus verlassen, teilte das University of Nebraska Medical Center mit. Der 33-Jährige war unter anderem mit dem experimentellen Medikament „brincidofovir“ behandelt worden. Mehrere andere Patienten, die sich in Westafrika angesteckt hatten und zur Behandlung in die USA gebracht wurden, gelten inzwischen ebenfalls als geheilt. Ein Mann aus Liberia, bei dem Ende September in Dallas im US-Bundesstaat Texas Ebola festgestellt worden war, war allerdings rund eine Woche später der Krankheit erlegen.

UNRUHEN: Bei Unruhen infolge eines Streits mit Ebola-Helfern kamen in Sierra Leone mindestens zwei Menschen ums Leben. In der Stadt Koidu im Osten des Landes griffen Jugendliche Polizisten mit Knüppeln, Buschmessern und Flinten an, berichtete Polizeichef David Koroma im Radio. Ausgelöst wurden die Unruhen dadurch, dass ein Helfer-Team bei einer 90-jährigen Frau mit Ebola-Verdacht eine Blutprobe entnehmen wollte. Jugendliche Verwandte der Greisin verwehrten dies und griffen Sicherheitskräfte an.

BUNDESWEHR-EINSATZ: Das Verteidigungsministerium will rund 250 Bundeswehr-Angehörige für einen freiwilligen Einsatz in den Ebola-Gebieten ausbilden. 40 Freiwillige würden bereits auf den Einsatz vorbereitet, sagte ein Sprecher des Ministeriums in Berlin. Sie seien Anfang November einsatzbereit. Zunächst waren nach Angaben des Sprechers für den Einsatz mehr als 3000 Meldungen eingegangen. Auf Nachfrage habe es rund 1000 konkrete Rückmeldungen gegeben. Von diesen wiederum seien 250 als geeignet eingestuft worden.

WENIG FREIWILLIGE: Nur wenige geeignete Helfer meldeten sich bislang beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) für den freiwilligen Einsatz in Westafrika. Nach DRK-Angaben vom Mittwoch waren von den rund 480 Bewerbern 196 grundsätzlich geeignet, darunter 82 Ärzte. „Das reicht aber bei weitem nicht aus, um die Kliniken über Monate hinweg zu betreiben“, sagte DRK-Präsident Rudolf Seiters. Das DRK betreibt jetzt ein Behandlungszentrum in Sierra Leone.

FLUGHAFEN: Das Risiko einer Einschleppung des Ebola-Erregers über den Frankfurter Flughafen nach Deutschland ist nach Angaben eines Experten „extrem gering“. Der Airport sei beim Infektionsschutz „ein Vorzeigeflughafen“, sagte der Leiter des Frankfurter Gesundheitsamts, René Gottschalk. Wichtiger als Einreise- seien die Ausreisekontrollen in den betroffenen Ländern.

TRAINING: Tausende Mitarbeiter des New Yorker Gesundheitswesens absolvierten ein Training für den Ebola-Ernstfall. Ärzte, Krankenschwestern sowie Reinigungskräfte und Hilfspersonal sollten lernen, die Symptome zu erkennen und wie man die Verbreitung des Virus verhindere, berichteten New Yorker Medien. Im US-Staat Texas hatten sich zwei Krankenschwestern bei der Behandlung eines Ebola-Kranken aus Afrika infiziert.