Durch Schwingung entspannen: Klangschalen-Therapie
Göttingen (dpa/tmn) - Metallschalen mit einer bronze- oder messingartigen Legierung sind das Arbeitsmittel von Klangschalen-Therapeuten. Durch einen Klöppel in Schwingungen versetzt und über den Körper gehalten oder darauf platziert, sollen sie Blockaden lösen.
Sie sieht auf den ersten Blick nicht viel anders aus als andere Schalen: eine Klangschale. Es gibt sie in verschiedenen Größen, und durch ihr oft matt-dunkles Äußeres erinnert sie an gewöhnliche Kupferschüsseln. „Klangschalen sind traditionell in Asien, insbesondere im indischen Subkontinent verbreitete schüsselförmige Schalen aus bronze- oder messingartigen Metalllegierungen“, erklärt Dirk Glogau vom Berufsverband der Yogalehrenden in Deutschland in Göttingen. „Sie geben einen lang nachklingenden Ton ab, wenn sie angeschlagen oder gerieben werden.“
Für eine Behandlung schlage man die Klangschalen mit einem Holzstab oder einem Filzschlegel locker an, sagt Anette Fuchs, Yogalehrerin und Klangschalen-Therapeutin aus Waldkirchen bei Passau. Dann könne man die Schalen entweder auf den Körper des Kunden - der auf einer Liege oder dem Boden liegt - stellen oder eine Schale zentimeterweise über den Körper hinwegführen. „Die Schale vibriert durch das Anschlagen“, erläutert die Expertin. „Diese Vibration wird bei der Behandlung auf den Kunden übertragen.“ Da der menschliche Körper aus viel Wasser besteht, werde die Vibration gut ins Körperinnere geleitet.
Dieser Vorgang wird laut Fuchs auch Klangschalen-Massage genannt. „Eine Therapie im medizinischen Sinne ist das nicht“, betont sie. Sie ist sich aber sicher: „Die Klangschalen-Behandlung kann bei vielen Beschwerden helfen.“ So ließen sich durch die Übertragung der Vibration Blockaden lösen. Das betrifft Muskelverspannungen, Krämpfe, Verdauungsstörungen, aber auch seelische und unterbewusste Blockaden. Außerdem könne die Klangschalen-Behandlung bei Einschlafstörungen oder Schwangeren beim Entspannen helfen.
Studien zur Wirksamkeit muss man allerdings lange suchen, noch wurde die Behandlung kaum wissenschaftlich untersucht. Stattdessen finden sich vor allem Berichte von Nutzern, die auf die Kraft der Klangschalen-Therapie schwören. Lutz Hertel, Vorsitzender des Deutschen Wellness Verbandes in Düsseldorf, sieht die Anwendungen allerdings kritisch. „Es ist sehr naheliegend, dass der Klang der Schalen eine beruhigende Wirkung hat und helfen kann, von stressverursachenden Gedanken abzulenken.“ Die Schwingungen seien außerdem „etwas Faszinierendes“, bei dem man unwillkürlich hinhört und die man selten als unangenehm empfindet.
„Die Theorien zur Wirksamkeit sind allerdings höchst zweifelhaft“, findet Hertel. Dabei ginge es aber nicht nur darum, dass sie nicht wissenschaftlich nachgewiesen seien. „Warum bemüht man sich um solche Erklärungsansätze, wie den, dass die Schall- und Materialvibrationen alle Körperflüssigkeiten in eine gesunde Schwingung versetzen?“, fragt er. „Im nicht-therapeutischen Bereich, wie der sogenannten Klangschalen-Massage, sollte man sich auf das Ziel der unspezifischen Entspannung reduzieren und nicht den Eindruck erwecken, man könne mit diesen Schalen mehr erreichen.“
Klangschalen kommen aber nicht nur in speziellen Behandlungen, sondern zum Beispiel auch beim Yoga zum Einsatz: Dort sind sie jedoch nicht Teil einer Behandlung, sondern akustisches Signal. „Wir setzen Klangschalen im Yoga-Unterricht ein, um die Aufmerksamkeit der Übenden zu lenken oder um eine angeleitete Meditation durchzuführen“, erklärt Yogalehrer Glogau. Schließlich sei der Klang dieser Schalen harmonischer als zum Beispiel eine Trillerpfeife.