Ebola: Viele Bundeswehrsoldaten wollen helfen
Berlin/New York (dpa) - Etwa 2000 Freiwillige haben sich nach dem Aufruf von Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen bereits für einen Hilfseinsatz in den Ebola-Ländern gemeldet. Sie sei „bewegt und überwältigt“ von der Resonanz der Soldaten und Zivilisten der Bundeswehr.
Das sagte die Ministerin in Berlin. Jetzt müsse geklärt werden, welche Berufe die Interessenten hätten und wie ihr Impfstatus sei. Benötigt werden Ärzte, Pfleger, Techniker und Logistiker. Von der Leyen (CDU) hatte am Montag zur Hilfe in dem westafrikanischen Krisengebiet aufgerufen.
US-Präsident Barack Obama appellierte eindringlich an die Welt, geschlossen gegen Ebola zu kämpfen. Das Virus könne Hunderttausende Menschen töten, schreckliches Leid erzeugen, ganze Volkswirtschaften destabilisieren und sich rasant über Grenzen ausbreiten, sagte er vor der Vollversammlung der Vereinten Nationen in New York. „Es ist leicht, das als entferntes Problem anzusehen - bis es das nicht mehr ist.“
Am Donnerstag soll es dazu bei den UN ein Spitzentreffen geben. Die Ebola-Epidemie wird am Rande der Vollversammlung auch Thema einer Konferenz der Außenminister aus den sieben wichtigsten Industrienationen (G7) sein. Deutschland hat dort den Vorsitz inne.
Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sieht Fehler bei der anfänglichen Einschätzung der Seuche. „Ich verstehe jeden, der sagt, die internationale Staatengemeinschaft tut nicht genug“, erläuterte Steinmeier am Rande der UN-Vollversammlung in New York. „Wahrscheinlich ist der Vorwurf auch richtig, dass wir auf die Größenordnung der Epidemie nicht wirklich vorbereitet waren.“ Umso wichtiger sei nun, „dass alle Staaten ihren Beitrag leisten, um der Ausbreitung der Epidemie so gut wie möglich Herr zu werden“.
Das Kommando Sanitätsdienst der Bundeswehr betrachtet den Kampf gegen die Epidemie als große Herausforderung: „Es ist eine Ausnahmesituation, ganz klar“, sagte Oberstarzt Johannes Backus, Leiter der Task Force Ebola beim Kommando Sanitätsdienst, in Koblenz. Vom Ausmaß der benötigten Hilfe sei das mit der Tsunami-Katastrophe 2004 in Asien vergleichbar. Die Bundeswehr will am Donnerstag zwei Frachtmaschinen in die senegalesische Hauptstadt Dakar senden, um dort einen Lufttransportstützpunkt einzurichten. Geplant ist laut Backus, später von dort aus eine Luftbrücke nach Monrovia in Liberia einzurichten.
Dieses besonders schwer betroffene Land müsse einen „Plan B“ entwickeln, sagte Marcus Cornaro von der EU-Kommission in Brüssel. Man sollte nicht nur Behandlungsmöglichkeiten schaffen, sondern auch die Bevölkerung einbinden. „Das bedeutet im Grunde, dass Sie einen Angehörigen beraten würden, ihm Schutzkleidung geben und sicherstellen, dass ein Erkrankter sterben kann, ohne von einem weiteren (Menschen) berührt zu werden.“ Dies sei ein beunruhigender Gedanke, aber ein realistisches Szenario. Die EU hat bisher fast 150 Millionen Euro für den Kampf gegen die Krankheit zugesagt.
Das Bundesentwicklungsministerium würdigte die Zusagen von Freiwilligen aus der Bundeswehr, in den Ebola-Gebieten helfen zu wollen. Dass sich nach dem Aufruf von der Verteidigungsministerin so viele Menschen gemeldet haben, sei ein „bemerkenswertes Zeichen“, betonte der Parlamentarische Staatssekretär Thomas Silberhorn (CSU) im Bundestag. Die Opposition warf der Bundesregierung in der Debatte allerdings Untätigkeit vor.
Von München aus wird am Montag (29. September) ein Flugzeug 45 Tonnen Hilfsgüter nach Liberia bringen, wie die Hilfsorganisation Humedica am Mittwoch in Kaufbeuren mitteilte. Es sei der erste Hilfsgüterflug von deutschem Boden aus. Auch Liberias Botschafterin Ethel Davis werde aus diesem Grund zum Münchner Flughafen kommen. Zwei Humedica-Mitarbeiter sollen den Flug begleiten und eine US-amerikanische Partnerorganisation in Westafrika im Kampf gegen die Seuche unterstützen. Die Hilfslieferung basiere auf einer Bedarfsliste des Gesundheitsministeriums von Liberia.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat in Westafrika nach Informationen vom 22. September 5864 Ebola-Patienten registriert, 2811 davon waren gestorben. Die Dunkelziffer dürfte deutlich höher liegen. Allein bis November werde die Zahl der Infizierten auf mehr als 20 000 steigen, ergab eine Untersuchung der WHO und des Imperial College. Die US-Seuchenkontrollbehörde CDC zeichnet ein noch düsteres Bild. Sie geht allein in den am schwersten betroffenen Ländern Sierra Leone und Liberia von 21 000 Ebola-Fällen bereits bis Ende September aus.