Edler Tropfen aus Unterfranken Erster koscherer Wein im Bocksbeutel
Iphofen (dpa) - Der Kellermeister durfte den Wein vorab nicht probieren, ein Rabbi reiste extra aus Luxemburg an: Winzer aus dem unterfränkischen Iphofen haben den ersten koscheren Silvaner im Bocksbeutel produziert.
Dass ein Weingut den Aufwand betreibe, die Regeln des strengen jüdischen Reinheitsgebots zu befolgen, sei Ausdruck einer positiven gesellschaftlichen Entwicklung in Deutschland, sagte der Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, Josef Schuster. Das Judentum sei in der Bundesrepublik wieder präsent und werde freundlich und neugierig begleitet.
Das Weingut Wirsching aus Iphofen hatte im vergangenen Jahr erstmals einen Rabbi aus Luxemburg engagiert. Dieser überwachte während der gesamten Produktionszeit jeden Handgriff. Denn damit ein Wein als koscher gilt, dürfen mit dem Saft nur orthodoxe Juden in Kontakt kommen. Der Kellermeister durfte den Wein während der gesamten Zeit nicht einmal sehen. Er musste laut Chefin Andrea Wirsching in einem anderen Raum bleiben, während der Rabbi Fotos von Geräten machte, sich im Nebenzimmer Anweisungen abholte und die Produktion des Weines vorantrieb. Ein zweites Fass sollte dem Kellermeister wenigstens einen groben Eindruck von der Entwicklung des Safts ermöglichen.
Auslöser für die ungewöhnliche Produktion waren mehrere Israelreisen Wirschings. Sie habe sich in das Land und seine Menschen verliebt, sagte sie. Das deutsch-israelische Freundschaftsverhältnis hält sie für ein Wunder und hat es selbst erfahren: Seit mehreren Jahren kooperiert das Weingut mit einem in Israel. „Wein ist der beste Botschafter, weil er Menschen zusammenbringt“, sagte Wirsching.
Die 4800 Bocksbeutel mit ihrem eigenen koscheren Wein sollen nun vorwiegend an die jüdischen Gemeinden in Deutschland gehen. Weitere Anfragen gibt es aus den USA und von einigen deutschen Weinhändlern.