Panzootie H5N8 Experten: Vogelgrippe-Risiko bleibt unverändert hoch
Greifswald/Insel Riems (dpa) - Angesichts neuer Vogelgrippe-Fälle in Deutschland ist für das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) auf der Insel Riems derzeit keine Entspannung der Situation in Sicht.
„Wir sehen momentan kein deutlich verändertes Risiko“, sagte die Sprecherin des Bundesforschungsinstituts, Elke Reinking, der Deutschen Presse-Agentur. Die Vogelgrippe mit dem hochgefährlichen Erreger H5N8 habe sich zu einer Panzootie - einer länder- und kontinentübergreifenden Seuche - unter Wildvögeln ausgeweitet.
Nach Angaben des FLI sind bisher bundesweit mindestens 25 Seuchenausbrüche in großen und kleinen Geflügelhaltungen sowie in vier Zoos registriert. „So viele Geflügelpestausbrüche in so kurzer Zeit hatten wir in Deutschland noch nicht“, sagte Reinking. Im Unterschied zu dem Seuchenzug 2006 gebe es aber keine Anzeichen dafür, dass das aktuelle Virus H5N8 auf den Menschen überspringen könnte.
In Deutschland war der hochansteckende Erreger erstmals am 8. November bei einer toten Wildente am Bodensee und verendeten Wasservögeln in Schleswig-Holstein nachgewiesen worden. Inzwischen sind alle Bundesländer mit Ausnahme des Saarlands betroffen. Erst am Mittwoch war im niedersächsischen Hude bei Oldenburg ein neuer Vogelgrippe-Fall bestätigt worden. Dort sollten 13 500 Puten getötet werden. Damit steigt die Zahl der gekeulten Vögel in dem Bundesland auf 178 000.
Viele Landkreise und einige Bundesländer haben eine Stallpflicht für Geflügel verhängt. Eine bundesweite Stallpflicht ist nach Ansicht des FLI nicht nötig, wenn die Landkreise verantwortungsbewusst handeln und in Risikogebieten die Stallpflicht anordnen.
Den Grund für die aktuellen Eintragungen des Erregers in Geflügelhaltungen sieht das FLI in dem hohen Infektionsdruck aus der Wildvogelpopulation. So sei der Anteil infizierter Vögel unter den Totfunden deutlich höher als 2006/2007 beim Virustyp H5N1. In Europa ist der Erreger demnach inzwischen in 16 Staaten nachgewiesen worden. H5N8-Fälle meldeten darüber hinaus Indien, Iran, Israel, Tunesien, Nigeria und Ägypten sowie Südkorea, China und Japan.