Farbe und Aroma von Erdbeeren wecken Sommergefühle

München (dpa/tmn) - Nur sehr wenige Menschen mögen keine Erdbeeren. Bei allen anderen wecken die Früchte Sommergefühle und verführen mit Farbe und Duft zum Zugreifen. Im Gegensatz zu den meisten anderen Naschereien ist das auch noch gesund.

Mittlerweile gibt es sie ganzjährig im Supermarkt zu kaufen. Trotzdem ist die Erdbeere untrennbar mit dem Lebensgefühl der ersten Sommertage verbunden. „Sie ist die erste richtig süße Frucht des Jahres“, sagt Karl Newedel, Koch und Lebensmittelfotograf aus München. Andere süße Beeren und Steinfrüchte werden erst später im Jahr reif, schon deswegen sei die Erdbeere etwas Besonderes. „Sie verströmt einen angenehmen Duft und hat eine gewisse Ästhetik. Das steigert das sinnliche Erlebnis noch.“

Ab Ende Mai sind in Deutschland die ersten Erdbeeren reif und können geerntet werden. „Je reifer die Erdbeere geerntet wird, desto mehr Aroma kann sie entwickeln“, erklärt Markus Grimmig, der auf einem Hof im badischen Oberkirch Erdbeeren anbaut. Nach dem Pflücken reifen Erdbeeren nicht mehr nach - anders als zum Beispiel Äpfel oder Bananen. Wer sie kauft, sollte also darauf achten, dass sie möglichst vollständig rot sind. „Wenn die Erdbeeren noch grüne Stellen haben, wurden sie einen Tick zu früh gepflückt.“

Allerdings sei die rote Färbung nicht immer ein eindeutiges Indiz für den Reifegrad, oft hat sie mit der Sorte zu tun. Mehr als 1000 Erdbeersorten sind bekannt, doch nur wenige werden flächendeckend angebaut. Vor allem in Süddeutschland setzen die Obstbauern auf früh reifende Erdbeersorten: zum Beispiel die aus Italien stammende Sorte Clery oder Darselect aus Frankreich. „Sie haben einen schönen Glanz und eine eher helle rote Farbe“, erklärt Grimmig.

Vor dem Kauf mal eine Frucht zu probieren, sei sinnvoll. „Um sicher zu sein, dass die Qualität stimmt“, erklärt Anja Bath vom Verband der Oecotrophologen in Bonn. Je reifer die Früchte sind, desto süßer schmecken sie und eignen sich auch besser zur weiteren Verarbeitung. Bei vielen Speisen müsse so kein Zucker zugefügt werden. Wer einen möglichst hohen Vitamingehalt möchte, sollte aber unbedingt auf die Frische der Erdbeeren achten. „Gerade bei Vitamin C ist es ja so, dass es verfällt, je älter das Obst ist“, erklärt die Ernährungswissenschaftlerin. Bei Erdbeeren ist die Frische gut an ihrem Blattkelch erkennbar. Ist er schon trocken und schlapp, liegen die Früchte schon länger im Laden.

Neben Vitaminen stecken noch viele weitere gesunde Nähr- und Mineralstoffe in Erdbeeren - Magnesium, Kalium und Eisen. Aber auch die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe der Erdbeere können positiv wirken: zum Beispiel Ferulasäure und Ellagsäure, die im Ruf stehen, Krebs zu hemmen. „Je intensiver die Farbe ist, desto mehr sekundäre Inhaltsstoffe sind in der Frucht“, gibt Bath als Faustregel an.

Die Unterschiede im Geschmack sind zwar klein, trotzdem lohnt manchmal die Suche nach einer bestimmten Erdbeersorte. Wer sie zu Marmelade verarbeiten will, sollte nach dunkelroten Exemplaren fragen. „Auch eine Frucht, die ein bisschen mehr Säure hat, wäre gut. Denn in die Marmelade kommt ja sowieso schon viel Zucker“, erklärt Grimmig. Für Kuchen, Torten, Quark und die zahllosen weiteren Süßspeisen mit Erdbeeren spiele die Sorte dagegen eine geringere Rolle.

Von Erdbeeren in herzhaften Gerichten allerdings hält Newedel wenig. Viele Köche hätten sich bereits daran versucht, ein wirklich gutes Gericht habe er noch nicht entdeckt. „Meist verliert bei diesen Experimenten die Erdbeere und auch das Gericht“, sagt er. Wer trotzdem etwas Ausgefallenes probieren wolle, dem empfiehlt er Ravioli mit Erdbeer-Mandel-Füllung mit Portwein-Sabayon. „Das ist als Dessert zu einem frühsommerlichen Menü toll geeignet.“ Er selbst esse Erdbeeren gerne schnörkellos. „Vielleicht noch etwas aufgepeppt mit Minze, Zitronenverbene oder Waldmeister, das reicht schon.“ Erdbeeren sind eben schon ganz für sich eine süße Versuchung.

Literatur:

Karl Newedel: Erdbeere & Rhabarber. Bassermann Inspiration. 80 S., 9,99 Euro, ISBN-13: 978-3572080410