Fleisch im Fladen: Ehrung für den Döner-Erfinder
Berlin (dpa) - Kadir Nurman soll 1972 als Erster das Fleisch in den Fladen gesteckt haben. Fast 40 Jahre später will der Verein türkischer Dönerhersteller in Europa den Döner-Pionier ehren.
Saftig gegrilltes Fleisch vom Spieß, serviert mit etwas Salat, Zwiebeln, ein paar Scheiben Tomate und Soße im Fladenbrot - mit und ohne scharf, so kennen die Deutschen den Döner. Erfunden haben soll ihn ein türkischer Gastarbeiter in Berlin. Kadir Nurman heißt er laut dem Verein türkischer Dönerhersteller in Europa ATDiD. Der Verein will den Döner-Pionier auf der Fachmesse DÖGA (Döner-Gastronomie) am 24. und 25. September in Berlin ehren.
Nurman kam mit den zahlreichen Gastarbeitern aus der Türkei nach Deutschland. Schnell sei ihm aufgefallen, dass Deutschland ein Arbeiterland sei und die Menschen im Laufen aus den Händen essen - in kürzester Zeit. 1972 kam ihm dann die Idee: „Erst hat er nur Fleisch ins Brot gelegt. Später kam dann der Salat hinzu“, schwärmt Tarkan Tasyumruk, der Vorsitzende von ATDiD. „Und die Soße.“ In den Anfangsjahren hätten nur Gastarbeiter Döner Kebab in Nurmans Imbissbude beim Zoo am Ku'damm gegessen - bis die Deutschen den Snack auf die Hand für sich entdeckt haben.
Seither ist der Döner zu einem der beliebtesten Fast-Food-Gerichte der Deutschen geworden. Und lange hielt sich die Legende, er sei typisch türkisch. „Der Döner ist deutsch“, widerspricht Tasyumruk. In der Türkei habe es das Kebab-Fleisch vom Spieß früher nur einmal die Woche gegeben - im Palast und bei den feinen Leuten als Delikatesse auf dem Teller. „Aber erst mit einem Update, der deutschen Version, sag ich mal, hat sich der Döner mit der Zeit durchgesetzt“, sagt Tasyumruk. So sei das Kebab schließlich auch in der Türkei im Fladenbrot als Döner gelandet.
Mittlerweile gibt es allein in Deutschland 16 000 Dönerbuden. Berlin sei mit über 1000 Läden aber „die Hauptstadt des Döners“. 250 Betriebe der deutschen Döner-Industrie beliefern nach Angaben des Vereins ATDiD sogar 80 Prozent des EU-Markts. 600 Tonnen Fleisch stecken sie dafür pro Tag auf die Spieße. Die deutschen Hersteller und Imbisse erwirtschafteten laut Tasyumruk zuletzt einen Jahresumsatz von 3,5 Milliarden Euro.
Um nach den Lebensmittelskandalen weiterhin so erfolgreich zu bleiben, will die Branche ab November mit einem neuen Gütesiegel bei den Kunden um mehr Vertrauen werben. Nur wer ein Seminar zur Hygiene bei der Lagerung, Zubereitung und Ausgabe des fertigen Döners besteht, bekommt das Qualitätssiegel von ATDiD, das am Imbiss angebracht werden soll.
Einen Imbiss besitzt Kadir Nurman übrigens nicht mehr. „Er hat kein Imperium aufgebaut, wie man es sich immer vorstellt“, sagt Tasyumruk „Der erste Entdecker muss ja 1000 Läden haben.“ Nurman (Jahrgang 1933) dagegen lebt heute als Rentner in Berlin und säbelt kein Fleisch mehr vom Spieß - seit der ersten DÖGA-Messe im vergangenen Jahr gibt es dafür ja auch schon Roboter, die die Spieße automatisch schneiden.