Forschung: Neue Pille soll Alzheimer stoppen
In einer Studie der Uni Aberdeen zeigte „Rember“ bei 81Prozent der Probanden Wirkung.
Düsseldorf. Britische Forscher haben eine Pille gegen Alzheimer entwickelt, die erstmals wirksam die zerstörerische Nervenerkrankung bekämpfen soll. In einer Studie, die das Team der Universität Aberdeen auf dem Alzheimer-Kongress in Chicago vorstellte, zeigte das Medikament "Rember" bei 81Prozent der an Alzheimer erkrankten Testpersonen Wirkung.
Die konservative englische Zeitung "Daily Mail" feiert den "größten Durchbruch gegen die Krankheit seit 100 Jahren". Die Deutsche Alzheimer Gesellschaft (DAG) hält sich mit der Euphorie noch zurück. Erst müssten die Forschungsergebnisse von unabhängigen Experten untersucht werden.
Der Leiter der Studie, Dr.Claude Wischik, sagte in Chicago: "Es scheint, als könnten wir die am schlimmsten betroffenen Bereiche im Gehirn wieder ins Leben zurückholen." Das Medikament soll die Ausbreitung des Proteins verhindern, das sich zu Klumpen zusammenbildet und so das zentrale Nervensystem angreift. Damit sei es doppelt so wirkungsvoll wie bisherige Medikamente, so Wischik.
19 Monate lang wurden 321 Patienten aus Großbritannien und Singapur mit leichtem oder mittelschwerem Alzheimer behandelt. Bei jenen Probanden, die täglich eine Kapsel "Rember" erhielten, hatten sich nach 50 Wochen die Symptome im Vergleich zu den Placebo-Patienten deutlich verlangsamt.
Nach der Gesamtzeit sei die Krankheit sogar vielfach zum Stillstand gelangt. Einzelne Patienten sagten der "Daily Mail", sie fühlten sich besser und sicherer als zuvor. Eine 61-jährige Engländerin sagte nach der Behandlung, sie könne wieder Kreuzworträtsel lösen und fühle sich seltener desorientiert.
"Rember" könne die Krankheit nicht umkehren, erklärte Forscher Wischik. "Aber es scheint sie zu stabilisieren." Er spekuliert darauf, dass das Medikament bereits 2012 auf den Markt kommen könnte. Allerdings muss es zuvor noch eine weitere Studie, in der "Rember" auf Nebenwirkungen überprüft wird, überstehen.
DAG-Sprecher Hans-Jürgen Freter mahnte gegenüber unserer Zeitung zur Zurückhaltung: "Es gab schon so viele angebliche Durchbrüche. Erst muss das Medikament weiter getestet werden." Professor Alexander Kurz, der am Klinikum für Psychiatrie an der TU München Alzheimer-Forschung betreibt, sagte:
"Aberdeen ist bislang nicht als Forschungszentrum bekannt, auch dieses Projekt ist anderen Experten nicht bekannt." Man müsse vorsichtig sein mit allzu optimistischen Prognosen. "Die Pille wird auf keinen Fall demnächst in der Apotheke verkauft", so Kurz.