Umfrage Fünf Monate Warten auf Behandlung bei Psychotherapeuten
Berlin (dpa) - Kassenpatienten mit psychischen Problemen warten in Deutschland im Schnitt fünf Monate auf einen Behandlungstermin beim Psychotherapeuten. Das geht aus einer Umfrage der Bundespsychotherapeutenkammer für das Jahr 2017 hervor.
Damit habe sich die Wartezeit für Behandlungen ohne akute Notlagen im Vergleich zum Jahr 2011 um rund drei Wochen verkürzt, sagte Sprecher Kay Funke-Kaiser. Die Zeit sei aber immer noch deutlich zu lang. „Uns gehen Patienten bei der langen Suche nach einem Behandlungsplatz verloren“, ergänzte er. Psychische Leiden könnten sich innerhalb mehrerer Monate darüber hinaus verschlimmern oder chronisch werden.
Deutliche Unterschiede zeigten sich in der Studie zwischen Stadt und Land. In Großstädten liegt die durchschnittliche Wartezeit auf eine Behandlung bei Psychotherapeuten für Kassenpatienten bei etwa vier Monaten. Doch die Werte können schwanken. In Berlin sind es zum Beispiel im Mittel 13,4 Wochen, in Hamburg 18 Wochen. Außerhalb der Großstädte warten Patienten im Schnitt fünf bis sechs Monate. Ein Sonderfall sei das Ruhrgebiet als Ballungsraum mit mehr als sieben Monaten Wartezeit. Der Verband fordert deshalb bundesweit mindestens 7000 psychotherapeutische Praxissitze zusätzlich, vor allem in Regionen mit soziostrukturellen Problemen wie zum Beispiel hoher Arbeitslosigkeit.
Der Bedarf an psychotherapeutischen Behandlungen ist in den vergangenen 15 Jahren nach Angaben der Kammer deutlich gestiegen. Das liege auch daran, dass die Stigmatisierung psychischer Erkrankungen abgenommen habe und sich mehr Menschen behandeln ließen, erläuterte Verbandspräsident Dietrich Munz.
Positiv wertete der Verband, dass sich seit einer Reform Anfang 2017 die Wartezeiten für ein Erstgespräch von 12,5 auf 5,7 Wochen halbiert habe. Je nach Diagnose beginne dann aber das lange Warten. Ausnahmen bilden akute und schwere psychische Probleme. Damit warten Kassenpatienten im Schnitt zwei bis drei Wochen, bis eine Behandlung beginnen kann.
Für die Studie wurden im November und Dezember 2017 rund 9500 von insgesamt fast 24 000 Psychologischen Psychotherapeuten und Kinder- und Jugendlichenpsychotherapeuten, die Kassenpatienten behandeln, online befragt. Dazu flossen Erfahrungen der Terminservicestellen bei den Kassenärztlichen Vereinigungen in die Untersuchung ein.