Gefahr im Unterholz - Richtig vor Zecken schützen
Düsseldorf/Marburg (dpa/tmn) - Zecken saugen dem Menschen bevorzugt Blut aus Kniekehlen, Ellenbeugen, der Leistengegend oder dem Haaransatz. Zwar sind die meisten Zeckenstiche harmlos. Doch manchmal können sie gefährliche Krankheiten übertragen.
So schützt man sich.
Sie sind klein und gemein: Zecken sitzen im Gebüsch oder auf Wiesen mit hohen Gräsern und lauern ihren Opfern auf. Wen sie erwischen, der läuft Gefahr, durch ihren Stich gefährliche Krankheiten zu bekommen. Gegen die eine, die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME), kann man sich mit einer Impfung schützen. Gegen die andere, die Lyme-Borreliose, hilft nur, Zeckenstiche zu vermeiden - oder nachher bei bestimmten Anzeichen umgehend einen Arzt aufzusuchen. Allerdings weist das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) darauf hin, dass in Deutschland von 100 Menschen, die von einer Zecke gestochen werden, schätzungsweise 1 an Borreliose erkrankt. Auf einem Merkblatt des IQWiG finden Verbraucher im Internet alles Wissenswerte rund um Zeckenstiche und zum richtigen Entfernen der Tierchen.
Nach Angaben des Robert-Koch-Instituts sind 137 der 440 Stadt- und Landkreise in Deutschland FSME-Risikogebiete. Die weitaus meisten Erkrankungsfälle gibt es in Bayern und Baden-Württemberg, aber auch in Hessen oder Thüringen liegen Risikogebiete. Wer ins europäische Ausland wie Tschechien, die baltischen Staaten, Finnland, die Schweiz oder Österreich reist, muss ebenfalls mit den zu den Spinnentieren gehörenden Zecken rechnen. Allerdings übernehmen die gesetzlichen Kassen nur für Aufenthalte in deutschen Risikogebieten die Kosten für eine Impfung gegen FSME, wie Tomas Jelinek vom Centrum für Reisemedizin (CRM) in Düsseldorf erläutert. Wer etwa in gefährdete Gebiete in Sibirien reist, muss die Schutzimpfung selbst bezahlen.
Das Deutsche Grüne Kreuz (DGK) in Marburg rät jedem, der campt, wandert, Beeren sammelt oder sonst wie im Grünen aktiv ist, sich zu erkundigen, ob die Gegend zu einem Risikogebiet gehört und sich gegebenenfalls impfen zu lassen. Einfache Verhaltensregeln bieten einen gewissen Schutz. „Je mehr man macht, desto besser“, sagt die Ärztin Sigrid Ley-Köllstadt vom DGK. Dazu zählt zum Beispiel, im Wald auf den Wegen zu bleiben und nicht durch dichtes Unterholz zu gehen, weil sich Zecken dort gern aufhalten. Die Kleidung sollte lange Ärmel und lange Hosenbeine haben und an den Enden so anliegen, das Zecken nicht reinkriechen können. Die Schuhe sollten geschlossen sein.
Auch das Einreiben mit Mitteln, die Insekten abwehren, empfiehlt sich. Je nachdem, wie lange diese Repellents wirken, könne es sinnvoll sein, sie unterwegs wiederholt aufzutragen, sagt Ley-Köllstadt. „Man kann in der Apotheke nach speziellen Zeckenschutzmitteln fragen.“ Und spätestens nach dem Aufenthalt im Freien sollte man Kleidung und Körper systematisch absuchen.
Wer einen kleinen Blutsauger am Körper entdeckt, sollte ihn sofort entfernen. Die Zecke darf aber nicht einfach mit den Fingern herausgezogen werden. Denn dabei besteht die Gefahr, dass man ihren Hinterleib quetscht und dadurch mehr Krankheitserreger übertragen werden. „Bitte deshalb auch nicht versuchen, die Zecke mit Klebstoff, einem Feuerzeug oder sonst einem Hausmittel zu erledigen“, sagt Tomas Jelinek. Geeignet sind spezielle Zeckenzangen und -karten.
Anschließend ist es ratsam, die Stichstelle zu desinfizieren und noch etwa acht Wochen lang zu beobachten. Zeigt sich eine flächige Hautrötung, die sich später ringförmig ausbreitet - eine sogenannte Wanderrötung -, ist dies ein Anzeichen für eine Borreliose. Behandelt wird mit Antibiotika. Oft heile sie dann folgenlos ab, so das CRM.
FSME macht sich dem CRM zufolge nach ein bis zwei Wochen mit grippeähnlichen Symptomen bemerkbar. Bei etwa 70 von 100 Infizierten bleibt es auch dabei, so das IQWiG. Es kann aber nach einer kurzen Phase ohne Beschwerden auch noch zu einer Hirnhaut- oder Gehirnentzündung kommen. Sie zeigt sich durch starke Kopfschmerzen, einen steifen Nacken, Verwirrtheit und gelegentlich Koma. Dem IQWiG zufolge stirbt schätzungsweise einer von 100 Patienten, bei denen es zu einer Gehirnentzündung kommt. Antibiotika helfen bei FSME nicht, nur die Beschwerden lassen sich lindern.