Greenpeace: Dosenthunfisch oft falsch gekennzeichnet
Hamburg (dpa) - Thunfisch in Dosen ist nach einer Greenpeace-Untersuchung oft widerrechtlich aus verschiedenen Arten zusammengesetzt und falsch gekennzeichnet. Das sei ein Zeichen für einen Fischfang zulasten der Umwelt, erklärte die Organisation am Dienstag (23.11.) in Hamburg.
In der EU sei es verboten, mehrere Fischarten in einer Dose oder einer Charge zu mischen und falsch zu kennzeichnen. „Die Thunfischindustrie ist außer Kontrolle“, kritisierte Greenpeace-Meeresbiologin Iris Menn. „Es wird mit zerstörerischen Methoden im großen Stil gefischt und skrupellos vermarktet.“
Das Problem seien die riesigen Netze. Damit werde nicht nur der gewünschte Echte Bonito gefangen. Auch Großaugen- und Gelbflossen-Thunfische gingen nach Greenpeace-Erkenntnissen ins Netz. Deren Bestände seien überfischt.
Greenpeace hat nach eigenen Angaben Stichproben in zwölf Ländern analysieren lassen. In deutschen Supermärkten fanden die Umweltschützer in Dosen verschiedener Marken zwei Thunfischarten gemischt. In einer Probe aus einem niederländischen Supermarkt habe man Großaugenthun gefunden, obwohl die Verpackung Echten Bonito versprach. In Großbritannien habe eine Dose derselben Marke neben Echtem Bonito auch Kleinen Thun enthalten. Proben aus Spanien und Griechenland hätten Gelbflossen- und Großaugenthunfisch enthalten.
Greenpeace untersuchte jeweils mindestens fünf Marken in Australien, Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Italien, Kanada, Neuseeland, den Niederlanden, Österreich, Schweiz, Spanien und den USA. Die verschiedenen Thunfischarten lassen sich auch nach der Verarbeitung mit Hilfe von DNA-Analysen noch unterscheiden.
Die Organisation forderte die Industrie zu nachhaltigem Fischfang auf. „Der Lebensmittelhandel kann durch Auslistung der betroffenen Produkte ein klares Signal senden. Diese Branche wird sich nur unter Druck ändern“, sagte Menn. „Der Lebensmittelhandel und die Verbraucher dürfen nicht länger zu unfreiwilligen Komplizen der zerstörerischen Thunfischindustrie gemacht werden.“
Menn kritisierte besonders den Einsatz von schwimmenden Plattformen bei der Jagd auf Thunfisch. Sie täuschten Meerestieren - darunter auch Haien und Schildkröten - Schutz vor und lockten sie in die Netze. Das müsse sofort gestoppt werden, forderte die Expertin. Langfristig müsse der Thunfischfang auf Angel und Leine umgestellt werden.
Der Waren-Verein der Hamburger Börse e.V., dessen Mitglieder einen großen Teil der in Deutschland verkauften Thunfischkonserven importieren, reagierte gesprächsbereit auf die Greenpeace-Untersuchung. Der Arbeitskreis Fisch befasse sich seit Jahren mit Themen wie Überfischung und Nachhaltigkeit beim Fischfang. Das habe unter anderem zu dem Kontrollprogramm „Dolphin Safe“ geführt. „Seit vielen Jahren sind wir in Kontakt mit Greenpeace und dem WWF. Als ein Ergebnis aus diesen Gesprächen importieren unsere Mitglieder inzwischen fast ausschließlich Skipjack Thunfisch, dessen Bestände als stabil gelten“, heißt es in einer Mitteilung. Der Waren-Verein werde den Bericht von Greenpeace prüfen.