Joggen oder Walken kann bei Migräne helfen
Kiel (dpa/tmn) - Pulsierende Kopfschmerzen, Übelkeit und Überempfindlichkeit gegenüber Licht: Unter einer Migräneattacke leiden Betroffene oft stunden-, manchmal tagelang. Joggen oder Walken soll laut einer Studie die Anfälle reduzieren.
Migräneattacken können durch regelmäßiges Joggen oder Walken verringert werden. Das haben zwei Wissenschaftlerinnen des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein in Kiel in einer Studie herausgefunden. Zehn Wochen lang ließen sie eine Gruppe von Migränepatienten dreimal wöchentlich joggen, eine Vergleichsgruppe walkte. In beiden Gruppen gingen die Attacken um je 20 Prozent zurück. „Man weiß ja, dass auch Entspannungstraining wirkt, und auch Joggen ist eine Art von Stressabbau beziehungsweise Entspannung“, sagt Claudia H. Overath, eine der Autorinnen der Studie.
Migräne sei eine Reizverarbeitungsstörung. „Migräniker werden schneller reizüberflutet. Aufgrund dessen kommt es zu dem Migräneanfall, weil zu viele Reize im Kopf sind, die wahrgenommen werden.“ Auch Stress sei ein Reiz. Wenn dieser Stress durch den Sport abgebaut werde, werde das System der Reizverarbeitung weniger stark belastet. „Es ist natürlich schwer zu belegen, wie das tatsächlich im Gehirn abläuft. Aber das ist die Vermutung, dass Reize adäquater gefiltert werden können.“
52 Migränepatienten nahmen zunächst an der Studie im vergangenen Jahr teil. 28 von ihnen blieben am Ball. Overath und ihre Kollegin Stephanie Darabaneanu hatten bereits 2009 eine ähnliche Studie durchgeführt, bei der nur eine Gruppe joggte, während die andere nichts an ihrem Verhalten änderte. Damals hatten sich die Migräneanfälle bei den Sportlern um sogar 45 Prozent reduziert. Nun sei es darum gegangen, wie stark man trainieren müsse, erklärt Overath. Untersucht wurde daher, ob statt Joggen auch Walken geeignet sei.
Dabei stellte sich heraus, dass es nicht auf die Intensität des Trainings, sondern auf die Bewegung an sich ankomme. Allerdings wurden die Patienten während der zehn Wochen von einem Sportwissenschaftler begleitet. Overath gibt daher zu bedenken: „Es ist ein innerer Schweinehund, wenn man das alleine machen will.“
Durch den Sport würden die Patienten vor allem vorbeugen. Während einer Migräneattacke sei Joggen oder Walken nicht empfehlenswert. „Das würde die Schmerzen noch verstärken.“