Joghurt im „Swimming Pool“: Schlankes Comeback von Kultdrinks
Düsseldorf (dpa/tmn) - Sahne, Zucker, Farbstoff in rauen Mengen: Das kennzeichnet viele Kultcocktails aus den 1980er Jahren. Bartender machen sich jetzt daran, Klassiker wie „Swimming Pool“ oder „Long Island Iced Tea“ zu entschlacken und figurfreundlicher zu mixen.
Auch an Cocktails geht die Zeit nicht spurlos vorbei. Sahnige Drinks wie „Swimming Pool“ oder „Piña Colada“ sind zwar Klassiker, aber Trendsetter der Barszene halten sie in ihren Mixturen für veraltet. Die Kultdrinks der 1980er Jahre feiern ein verschlanktes Comeback, wie in der Lounge der Fachzeitschrift „Fizzz“ auf der internationalen Wein- und Spirituosenmesse ProWein (24. bis 26. März) in Düsseldorf zu hören ist. Denn die Drinks von damals haben aus Sicht des preisgekrönten Bartenders Oliver von Carnap aus München vor allem eins: „Zu viel Zucker, zu viel Farbe, zu viel Sahne.“
Der Barchef des Münchner Hotels Lux hat einige der beliebtesten Drinks, die in den 80er Jahren entstanden oder in dieser Zeit ihre größten Erfolge feierten, neu interpretiert: „Mit neuen Techniken, einem neuen diätetischen Bewusstsein und dem Zugang zu anderen Spirituosen und Mixturen“, erklärt er. Dazu zerlegte von Carnap „Swimming Pool“, „Piña Colada“, „Touch Down“, „Long Island Iced Tea“ und „Frozen Margarita“ in ihre Bestandteile und fragte sich, wie er sie durch andere Zutaten ersetzen kann.
So findet sich die Cola aus dem Originalrezept des „Long Island Iced Tea“ etwa in einem Spezialschaum wieder, der als Topping die Neukreation krönt. Und im „Swimming Pool“, den die Münchner Barlegende Charles Schumann 1979 kreierte und dessen Rezeptur er 1984 erstmals veröffentlichte, ersetzt von Carnap die Sahne durch einen frischen Joghurtdrink aus Japan namens Calpico. „Den bekommt man in jedem Asialaden. Von Vorteil ist, dass Calpico nicht gerinnt.“ Am Ende ist ein Getränk aus säuerlicher Walnuss, Rum und Calpico mit einem warmen, süßlich-frischen Schaum aus Curaçao und weißer Schokolade im Glas.
Für die „Piña Colada“ entsaftet der Münchner Cocktailkünstler süße Ananas und setzt in den mit Rum gemischten Saft eine Insel aus Kokosnusseis. Zum Schluss reibt er herben Kakao und Tonkabohnen darüber. „Das ist eine leichtere Variante, weil die Sahne komplett wegfällt.“ Seine innovativen Rezepturen sollen letztlich dafür sorgen, dass die Klassiker in ihrer gelifteten Version auch jüngere, figurbewusste Bar-Besucher ansprechen.
Als Hingucker am Glasrand darf es aber ruhig eine Extra-Portion Zucker sein. „Ich versuche, Trinkstile der 80er Jahre wie den Zuckerrand wieder einzuführen. Wer will, kann ihn auch mit farbigem Sirup einfärben“, sagt der Barprofi. Dazu tunkt man den Glasrand zum Beispiel erst in roten Himbeersirup, dann in den Zucker und bekommt so eine attraktive Farbe. Auch inszeniert von Carnap seine Drinks passend zum Thema. Für die Cocktails der 80er empfiehlt er neonfarbene Glasuntersetzer und LED-Würfel im Getränk, die als Erinnerung an die Discokugeln der damaligen Zeit ihre Farbe verändern.