Jünger durchs Skalpell - Gesichtslifting muss natürlich wirken
Augsburg (dpa/tmn) - Über die Jahre gräbt das Alter die ein oder andere Falte ins Gesicht. Wenn das Lebensgefühl dem äußeren Erscheinungsbild nicht mehr entspricht, kann ein Gesichtslifting helfen.
Patienten sollten die Entscheidung dafür in Ruhe reifen lassen.
Gertrude Gutendorf-Röß fühlt sich sichtlich wohl. „Ich sehe aus wie eine zehn Jahre jüngere Version von mir“, sagt die 61-jährige. Vor zwei Jahren ließ sie sich Gesicht und Hals liften. „Mein gelebtes Alter ist einfach jünger gewesen. Ich hatte nicht unbedingt Falten, aber mein Gesicht hing herunter, das ganze Volumen fehlte, das passte einfach nicht.“
In der Vergangenheit wurden Gesichtsoperationen oft nachgesagt, ein maskenhaftes Aussehen zu erzeugen. Heutzutage gehen Schönheitschirurgen sanfter vor: „Durch die Modellierung des Tiefengewebes können bis zu zehn Jahre optische Verjüngung erzielt werden“, sagt Sven von Saldern, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Die neue Technik geht unter die Haut: Zusätzlich zur Hautstraffung werden die erschlafften Gesichtsmuskeln in ihre alte Position zurückgebracht. Die darüberliegende Haut wird anschließend drapiert, und was übrig ist, wird weggeschnitten. Danach wirkt das Gesicht natürlich, ohne dass Einschränkungen der Mimik durch Überstraffung zu befürchten sind.
Neben der Technik ist auch der Anlass heute oft ein anderer. „Ich bemerke bei meinen Patienten ein verändertes Lebensgefühl“, sagt Prof. Johannes Bruck von der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC). „Patienten kommen zu mir und sagen 'Ich will nicht aussehen wie meine eigene Großmutter' oder 'Wer ist die alte Frau im Spiegel, die mich morgens anschaut?'“, erzählt Bruck. „Ein Facelifting macht meine Patienten vielleicht nicht schöner oder jünger, aber es erleichtert, sich im Alter in seiner Haut wohlzufühlen und lindert so die Last des Alterns.“
Eugen Höfter, Facharzt für Plastische Chirurgie in Bad Tölz, führte die OP bei Gertrude Gutendorf-Röß mit einem Radiowellenmesser durch. „Diese Methode hat den Vorteil, dass jedes Gefäß sofort verschlossen wird, wenn der Schnitt erfolgt, bei sehr geringer Ausdehnung der Hitze. Man spricht bei der Radiofrequenzchirurgie deshalb auch vom 'Cold Cut'“, erläutert der Chirurg. Dadurch treten weniger Blutungen auf. Die Heilung verlaufe schneller.
Getrude Gutendorf-Röß war nach einem Monat wieder „salonfähig“. Das lag auch daran, dass sie sich eine intensive Ruhephase gegönnt hat. Dazu gehört anfangs auch, auf Sport und Sonne zu verzichten. Das Gesicht sollte natürlich besonders geschont werden: „Ich sage meinen Patienten gerne: 'Bitte die Schrippe nicht quer in den Mund stecken'“, erklärt Bruck. Der Kopf sollte nie tiefer als das Herz liegen, um Schwellungen zu vermeiden, und der Mund nicht zu sehr geöffnet werden, um anfangs den Zug auf die Nähte zu minimieren. Die Kosten für ein Gesichtslifting mit einem Halslifting liegen zwischen 5000 bis 10 000 Euro.
Im Vorfeld sollten Patienten die Risiken abwägen. Zur Entscheidungsfindung gehören auch intensive Vorgespräche mit dem Arzt. „Ich höre mir die ganze Lebensgeschichte meiner Patienten an“, sagt Johannes Bruck. Zwischen dem Erstgespräch und der OP sollten zwei bis drei Monate liegen. Zudem eigne sie sich nicht für jeden. „Rauchen, Alkoholkonsum und Solariumbesuche beeinflussen die Beschaffenheit der Haut ungünstig“, sagt Bruck.
Risiken bestehen aber nicht nur bei eher ungesundem Lebensstil, sondern grundsätzlich bei jedem Eingriff. Bei einem Gesichtslifting sind Nachblutungen, Infektionen sowie Wundheilungs- und Durchblutungsstörungen der abgelösten Haut möglich. „Es können wulstige Narben entstehen oder die Schädigung von Gesichtsnerven“, sagt Höfter. Das komme allerdings in den seltensten Fällen vor.
Christoph Kranich, Gesundheitsexperte der Verbraucherzentrale Hamburg, warnt allerdings davor, verharmlosenden Aussagen blindlings zu vertrauen. Die Erfahrung zeige, dass Patienten vor Schönheitsoperationen zu wenig über die Risiken aufgeklärt werden. „Bei medizinisch nicht notwendigen Eingriffen wie einem Gesichtslifting muss der Arzt besonders sorgfältig über alle Risiken aufklären, das ist durch die Rechtsprechung bestätigt.“