Jugendliche im Ramadan: Vor dem ersten Fasten zum Arzt
Abu Dhabi (dpa/tmn) - Bevor Kinder das erste Mal richtig am Fastenmonat Ramadan teilnehmen, sollte ein Arzt sie gründlich durchchecken. Denn nur wer gesund ist, ist in der Lage, rund vier Wochen lang tagsüber unbeschadet auf Nahrung und Getränke zu verzichten.
Mit Beginn der Pubertät kommt für viele muslimische Jugendliche das erste richtige Fasten. In diesem Jahr liegt die islamische Fastenzeit Ramadan im August (1. August - 29. August). Doch bevor die Heranwachsenden sich ihrer Familie beim Verzicht auf Essen und Trinken bei Tageslicht anschließen, sollte abgeklärt werden, dass sie keine Vorerkrankungen haben - selbst wenn keine Symptome erkennbar sind. Dazu gehörten unter anderem Blutarmut, Bluthochdruck, Glukose-Intoleranz, Wachstumsverzögerung, ungewöhnliche Gewichtszunahme oder -verlust, erläutert Ayla Ahmad, Fachärztin für Kinderheilkunde in der Skeikh Khalifa Medical City in Abu Dhabi.
„Alle Kinder sollten grundsätzlich diesen Tests unterzogen werden. Bei Kindern, die fasten möchten, ist es aber besonders wichtig, dass sie komplett untersucht werden“, sagte die Medizinerin, die auch Sprecherin der American Academy of Pediatrics in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist. Neben dem gesundheitlichen sollten Eltern auch den emotionalen Zustand ihres Kindes im Blick behalten. „Ich persönlich würde Fasten nicht vor dem neunten oder zehnten Lebensjahr empfehlen.“
Trotzdem können die Kinder vorher schon das Fasten in kleinen Schritten lernen und sich ihrer Familie für einige Stunden am Tag anschließen. „Kinder zwischen dem Alter von sieben und neun Jahren, werden ermutigt, das Fasten zu üben“, sagt Mohammed Anees, Facharzt für Kinderheilkunde am Medcare Hospital in Dubai. Allerdings ist es besonders in dieser Zeit wichtig, dass andere fastende Familienmitglieder dem Kind nicht zeigen, dass sie hungrig sind.
Das Fasten sei eine spirituelle Reise, dessen Bedeutung den Kindern veranschaulicht werden sollte. Es gehe nicht nur um den Verzicht auf Nahrung. Auch eine Rolle spiele, sich in Zurückhaltung zu üben, das Gebet, Wohltätigkeit sowie körperliche und mentale Kontrolle. Das Kind sollte daher vor dem ersten Fasten reif genug sein, diese Dinge zu verstehen, erklärt Ahmad.
Geht es dann ans Fasten, sollten die Eltern eine strenges Auge auf die Essgewohnheiten ihres Kindes nach dem Fastenbrechen haben. Wie bei den Erwachsenen sollte die Ernährung ausgewogen und gesund sein - auf den Tisch kommen sollten Lebensmittel mit komplexen Kohlenhydraten, vielen Ballaststoffen, einer ausgewogenen Kombination an Proteinen und gesunden Fetten. „Industriell verarbeitete, frittierte Lebensmittel, die reich an raffinierter Speisestärke oder Fetten sind - wie gesüßte Getränke und Säfte -, sind nicht empfehlenswert für noch wachsende Kinder“, warnt Ahmad.
Beim Fastenbrechen bei Sonnenuntergang muss der Körper des Kindes mit den täglich nötigen Nährstoffen versorgt werden, dazu gehören unter anderem Kalzium, Eisen und Vitamin D sowie Wasser. Da die Knochen noch im Wachstum sind, sollten Eltern auch darauf achten, dass das Kind ausreichend Milchprodukte zu sich nimmt, ergänzt Annees.
Wichtig ist, dass das Kind genügend trinkt. Auch bei Erwachsenen sei es nicht ungewöhnlich, dass der Körper dehydriere. Trotz des Fastens verliere der Körper weiter Wasser und Salz - durch das Atmen, Schwitzen und Wasserlassen. Trotzdem sei Vor- besser als Nachsorge. Daher lautet das Gebot: „Vor Fastenbeginn und nach dem -brechen genügend trinken.“
Tagsüber sollte das Kind Annees zufolge ausreichend ruhen dürfen. „Kinder sollten tagsüber mit Aktivitäten wie Lesen beschäftigt werden.“ Dadurch stehe dem Körper dann ausreichend Energie zur Verfügung, die er für die Reinigung und Entgiftung benötigt.