Knubbelige Schmerzauslöser - Triggerpunkte therapieren
Kaufbeuren (dpa/tmn) - Ein Knubbel in der Schulter, aber Schmerzen im Kopf: Triggerpunkte lösen häufig Beschwerden an einer anderen Stelle aus. Der Auslöser für Schmerzen lässt sich therapieren: Zur Bekämpfung der Ursache müssen Betroffene selbst aktiv werden.
Ein Ziehen im Bein, ein steifer Rücken, Schmerzen im Knie oder Kopfschmerzen - Ursache für diese Beschwerden können muskuläre Triggerpunkte sein. „Muskeln spannen sich normalerweise an und entspannen sich dann wieder“, erklärt Walter Lieb, Physiotherapeut von der Internationalen Triggerpunkt-Akademie in Kaufbeuren. Doch an einigen Stellen entspannt sich ein Muskelstrang nicht mehr. Die betroffene Stelle fühlt sich wie ein Knubbel an.
Ursachen sind Fehl- oder Überbelastung, zu wenig Bewegung oder Verletzungen etwa beim Sport. „Ein häufiger Grund ist auch Stress“, ergänzt Cordelia Schott, Orthopädin in Essen. Die Krux: Auf MRT- oder Röntgen-Aufnahmen kann der Arzt keine Ursache erkennen. Das verspannte Muskelbündel löst oft Schmerzen an einer ganz anderen Stelle aus - nach Angaben des Bundesverbands selbstständiger Physiotherapeuten (IFK) soll das bei vier Fünftel der Patienten der Fall sein. Daher auch der Name: Trigger meint „Auslöser“. Rund 80 bis 90 Prozent aller Schmerzsyndrome sollen, so Lieb, muskuläre Triggerpunkte als Grund haben.
Wer immer wieder unter Beschwerden wie Tennisellenbogen, Kniescheibenproblemen oder Kopfschmerzen leidet, kann daher einen Experten für Triggerpunkt-Therapie aufsuchen. Das sind meist im sogenannten Fasziendistorsionsmodell (FDM) geschulte Physiotherapeuten oder Osteopathen. Sie kennen die Triggerpunkte, die Fachleute im Körper beschrieben haben. Ein typischer Triggerpunkt liegt etwa in der Schultermuskulatur zwischen Arm und Nacken.
Häufig betroffene Muskeln sind auch der Obergrätenmuskel am Oberarm oder der Schulterblattheber, der Trapezius-Muskel, erklärt Schott. „Dieser ist der häufigste Verursacher von Kopfschmerzen“, so Lieb. „Viele kennen den „Fragezeichen-Kopfschmerz“, der vom Nacken über den Hinterkopf bis zur Schläfe verläuft.“ Ein weiteres Beispiel: „Drückt man einen bestimmten Triggerpunkt, kann es auch in den Bauch oder ins Bein ziehen“, sagt Physiotherapeutin Ulrike Stocks-Sanio aus Kaarst.
Betroffene sollten aufmerksam beobachten, wo der Schmerz sitzt und wie er sich anfühlt - diese Information braucht der Triggerpunkt- bzw. FDM-Therapeut. „Jeder Muskeltriggerpunkt erzeugt ein typisches Schmerzmuster“, erklärt Lieb. Auch Dehn- und Krafttests zeigen dem Therapeuten, ob die Muskeln optimal funktionieren.
Dann geht es daran, den Triggerpunkt aufzulösen. Dafür übt Lieb mit dem Daumen dosierten Druck auf die verhärtete Stelle aus. Der Therapeut muss den Triggerpunkt möglichst millimetergenau treffen, damit die Therapie wirkt. Laut dem Physiotherapeuten-Verband IFK reagiere der Körper dann damit, die Spannung im Muskel zu senken. Es sei ein erträglicher Schmerz, der nach etwa 10 bis 15 Sekunden nachlässt. Drei- bis viermal wiederholt der Therapeut den Vorgang, dann ist die Spannungssenkung laut IFK ausgereizt.
„So kommt wieder frisches Blut in diesen Muskelstrang, ebenso Nährstoffe und Sauerstoff“, erklärt Lieb. Das Ziel ist, den Triggerpunkt nach einigen Stunden aufzulösen. Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Triggerpunkt-Therapie meist nicht.
Wenn der Triggerpunkt beseitigt ist, bedeutet das allerdings nicht, dass die Beschwerden nicht wiederkommen. „Mit der Triggerpunkt-Therapie löse ich nur die Verhärtung auf“, so Stocks-Sanio. Man behandele den Schmerz, nicht die Ursache. Hier ist der Betroffene gefragt. Wer im Beruf zum Beispiel viel sitzt, sollte mit regelmäßiger Bewegung einen Ausgleich schaffen.