Lebensmittelmesse: Bierkäse und Toast-Burger
Köln (dpa) - Süßes Sushi, Burger für den Toaster, Kokosblütenzucker: Bei der Ernährungsmesse Anuga werden Neuheiten aus aller Welt aufgetischt. Nach unappetitlichen Berichten über Gammelfleisch, Analogkäse und Dioxin-Eier geht es aber auch um Vertrauensgewinn.
Käse mit Biergeschmack, Mango-Schoko-Sushi, Kürbiskernpresskuchenmehl oder Speckcreme aus dem Glas: Bei der weltgrößten Ernährungsmesse Anuga (8. bis 12. Oktober) in Köln zeigen 6600 Anbieter aus 100 Ländern, was sie sich Neues ausgedacht haben. Fingerfood, Feinkost, Tiefkühlwaren, koschere Produkte, Regionales, Exotisches, Bio-Essen und Getränke werden aufgetischt. Zugleich wirbt die Ernährungsbranche aber - nach Lebensmittelskandalen, Ekel-Berichten und der EHEC-Krise - auch um Vertrauen beim verunsicherten Verbraucher.
Im Fokus der fünftägigen Fachschau stehen Convenience-Produkte, die zu eiligen Menschen in hektischen Zeiten passen, weil sie blitzschnell und einfach zuzubereiten sind. So bietet ein Hersteller aus dem nordrhein-westfälischen Rheda-Wiedenbrück einen Burger zum Toasten. Die Rindfleischscheiben sind schon vorgebraten, die Brötchen vorgeschnitten, eine Grifftasche macht Teller überflüssig. „Das ist einfach superpraktisch, man macht die Küche nicht dreckig und braucht keine Pfanne“, sagt Firmensprecher Sven Tönjes. „Wir haben das Fleisch so mager entwickelt, dass es nicht in den Toaster tropft.“
Unter den Getränken finden sich Essig-Erfrischungsdrinks, koreanischer Bio-Bambustee oder Kokoswassermischungen. Bei den Gewürzen fallen rotes Flüssigsalz aus Hawaii mit hohem Eisen-Gehalt und - ab 2012 erhältlich - Kokosblütenzucker mit viel Kalium auf. Gesund geht es auch bei Lars Schwenk aus Hamburg und seinen Reis-Dreiecken zu, einer Alternative zum Butterbrot. „Ich konnte nach meinem langen Asien-Aufenthalt diese ewigen Brötchen mit Remoulade nicht mehr sehen, nach denen einem der Magen schmerzt.“ Seine Reis-Ecken gibt es mit Nori-Seetang und Lachs, aber auch mit Aprikosen- oder Mango-Füllung.
Viele Neuheiten machen klar, wie sehr sich der Mensch von der Natur entfernt hat. Wer bei Obst an Apfel oder Banane auf die Faust denkt, ist bei der „Anuga“ überrascht: Da steckt „Obst to Go“ in einer Box in 150-Kalorien-Einheiten oder kommt geliert oder püriert in der Plastikpackung daher. Auch „Free-From-Produkte“ seien gefragt, sagt Peter Grothues von der Koelnmesse. Also Angebote etwa ohne Zucker, ohne Fett, ohne Gluten oder ohne künstliche Aromen.
Themen der Messe sind aber auch die drastische Verschwendung von Lebensmitteln sowie Gesundheit und Qualität. Eine oft negative Berichterstattung über Lebensmittel habe viele Konsumenten verunsichert, meint Sabine Eichner von der Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE). Drei Viertel von 30 000 befragten Haushalten wollen strengere Kontrollen, nur 18 Prozent vertrauen der Lebensmittelindustrie in Sachen Qualität. „Hier sehen wir einen ganz klaren Auftrag für unsere Branche“, betont Eichner. Industrie und Handel müssten Versäumnisse vor allem bei Information und Aufklärung aufarbeiten. Berichte über Gammelfleisch, Dioxin-Eier, EHEC, Analogkäse, Allergene oder zweifelhafte künstliche Farbstoffe liegen so manchem Verbraucher wohl noch schwer im Magen.