Lebkuchen made in Germany: Produzenten setzen auf Export
Hannover/Nürnberg (dpa) - Der Markt der Weihnachtsleckereien ist hart umkämpft. Günstige Handels-Marken und rückläufige Nachfrage machen den traditionellen Herstellern das Leben schwer. Hoffnungsträger ist der Export.
Alle Jahre wieder: Ob Lübecker Marzipan, Aachener Printen, Dresdner Christstollen oder Lebkuchen aus Hannover und Nürnberg - für den Einzelhandel hat die Weihnachtssaison schon lange begonnen. Klassiker wie Lebkuchen, Spekulatius, Zimtsterne und anderes Gebäck stehen bereits seit dem Spätsommer in den Regalen. Die Verbraucher müssen möglicherweise tiefer in die Tasche greifen, denn die Rohstoffpreise sind zum Teil drastisch angestiegen. „Bei dunkler Schokolade um fast zehn Prozent“, sagt Christian Bahlmann vom Gebäck-Hersteller Bahlsen, „und auch die Preise für Haselnüsse haben sich wegen einer Missernte in der Türkei fast verdoppelt“.
Das Gros der Weihnachtsköstlichkeiten, die demnächst wieder Gabentische, Nikolausstiefel und Weihnachtsgedecke schmücken, kommt längst nicht mehr nur von Familienbetrieben, sondern aus industrieller Fertigung. Insgesamt wird die Branche auf etwa 60 derartige Betriebe geschätzt - der Aachener Süßwarenhersteller Lambertz ist nach eigenen Angaben der weltweit größte Weihnachtsgebäck-Anbieter.
Der Markt für Weihnachtsgebäck ist in Deutschland seit Jahren leicht rückläufig. „Jüngere Leute essen zwar Lebkuchen, wenn er zu Hause herumsteht. Aber vor dem Supermarkt-Regal greifen sie erst einmal nicht dazu“, sagt Gerhard Schmied, Vertriebsleiter beim Nürnberger Lebkuchenhersteller Wicklein. Das Hannoveraner Unternehmen Bahlsen wollte sich deswegen vor zwei Jahren schon aus dem hart umkämpften Weihnachtsgeschäft verabschieden. Doch wütende Verbraucher brachten den Kekshersteller nach eigener Darstellung zum Umdenken.
Naschkatzen in aller Welt greifen gerne bei deutschem Weihnachtsgebäck zu. „Dort, wo es eine deutsche Weihnachtskultur gibt, ist der Absatz leicht steigend“, sagt Schmied. Rund 76 585 Tonnen Weihnachtsleckereien produzierten die deutschen Hersteller im vergangenen Jahr, berichtet der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) in Bonn.
Die verführerisch duftenden Weihnachtsleckereien sind aktuell nur bedingt Exportschlager - mit rund 12 700 Tonnen wurden 2013 gerade mal knapp 17 Prozent der Gaumenschmeichler exportiert. Spitzenreiter ist Österreich, vor Frankreich und dem neuen Hoffnungsträger USA. „Grundsätzlich ist solches Traditionsgebäck dort sehr beliebt“, sagt Karsten Daum vom BDSI. Das gilt auch für Staaten wie Australien und Brasilien, die einen hohen Anteil von Einwohnern mit deutschen Wurzeln haben.
Auch Keks-Hersteller Bahlsen bestätigt das: „Vor allem in Großbritannien ist die deutsche Weihnachtstradition seit einigen Jahren groß im Kommen.“ Auch Russland gilt als Zukunftsmarkt. „Das hat sich in den vergangenen Jahren sehr gut entwickelt“, sagt Bahlmann. Auch wenn der Wechselkurs zum Rubel Probleme bereitet: Signifikante Umsatzrückgänge gab es bisher nicht - Kekse stehen ja nicht auf der Sanktionsliste.
Schoko-Nikoläuse, Tannenbaumschmuck und Zimtsterne aus deutscher Fertigung schmücken selbst die Regale der Supermärkte in Südafrika - auch wenn dort bei den schweißtreibenden Temperaturen die Weihnachtsmelodie vom leise rieselnden Schnee befremdlich klingt.
Jeder Bundesbürger verzehrt im Schnitt 840 Gramm der kalorienreichen Knabbereien - vom Dominostein bis zum Vanillekipferl. Die Branche stellt sich dabei auf immer speziellere Kundenanforderungen ein und liefert auch Weihnachtsgebäck für Allergiker. Insgesamt haben sich die Deutschen 2013 die süßen Backwaren laut BDSI knapp 1,9 Milliarden Euro kosten lassen.