Männersache Krebsvorsorge: Das erste Mal beim Urologen
Düsseldorf (dpa/tmn) - Seit keine Wehrpflichtigen mehr gemustert werden, sehen Fachleute eine Versorgungslücke bei 18- bis 35-jährigen Männern. In diesem Alter ist die Rate bösartiger Hodentumoren am höchsten.
Nicht nur deshalb ist der frühe Gang zum Urologen sinnvoll.
Vielen Männern ist es peinlich, sie machen Witze darüber oder schweigen lieber ganz: Untersuchungen beim Urologen sind nichts, worüber man beim Abendessen spricht. Da hilft es auch nicht, dass sich schon zahlreiche Filme darüber lustig gemacht haben. Das erste Mal beim Urologen zögern viele daher gerne heraus - das kann allerdings gefährlich sein. Denn die Untersuchungen sind wichtig und lange nicht so schlimm, wie viele befürchten.
„Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern“, sagt Wolfgang Bühmann, Pressesprecher des Berufsverbandes Deutscher Urologen in Düsseldorf. 60 000 Männer erkranken jedes Jahr daran, 12 000 sterben. „Prostatakrebs ist gut behandelbar, wenn man ihn früh genug erkennt.“ Die wenigsten Männer nutzen jedoch die Krebsvorsorgeuntersuchungen - laut Bühmann nur etwa 14 Prozent.
Tatsächlich sind Krebsvorsorgeuntersuchungen einer der Gründe, warum ein Mann zum Urologen gehen sollte. „Die gesetzlichen Krankenkassen zahlen die Prostatauntersuchung ab dem 45. Lebensjahr, empfohlen wird sie aber schon ab 40 Jahren, gerade bei Männern mit familiären Vorbelastungen.“ Bei wem also der Großvater, der Vater, ein Onkel oder ein Bruder an Prostatakrebs erkrankt ist, sollte nicht warten, bis er selber 45 Jahre alt ist.
Wer dann zum ersten Mal zum Urologen geht, wird zunächst zu seiner Gesundheit befragt. „Ich spreche mit meinen Patienten über den allgemeinen Gesundheitszustand, kläre, ob es Vorerkrankungen, familiäre Belastungen, größere Operationen oder irgendwelche Beschwerden gab oder gibt“, erklärt Frank Christoph, Dozent der Urologischen Klinik der Charité Berlin. Haben Sie Probleme beim Wasserlassen? Haben Sie noch eine gute Potenz und so viel Lust auf Sex wie früher? Solche Fragen gehörten zu einem Gespräch dazu, immerhin könne es diese Probleme auch in jungem Alter geben. „Ein Urologe macht nicht nur die Krebsvorsorge, sondern klärt, ob es andere alterstypische Erkrankungen gibt“, sagt der Arzt.
Nach dem Gespräch folgt die körperliche Untersuchung. „Wir tasten den Bauch, Hoden und Penis ab, um sicherzugehen, dass die inneren Organe in Ordnung sind“, erläutert Christoph. Dabei liegt der Patient meist auf einer Liege und wird dann gebeten, sich für die Krebsvorsorge auf die Seite zu drehen. „Der Urologe zieht sich einen Handschuh über, macht etwas Gel darauf und führt einen Finger in das Rektum des Patienten ein.“ Denn die Prostata ist ein etwa kastaniengroßes Organ, das nahe des Enddarms liegt und von dort aus gut tastbar ist. „Bei der Untersuchung können wir feststellen, ob die Prostata zum Beispiel verhärtet ist.“
Sollte der Arzt etwas Ungewöhnliches tasten, kann er noch einen Ultraschall machen und dafür eine Sonde über den After einführen. „Die Untersuchung mit dem Finger dauert etwa 30 Sekunden, der Ultraschall etwa eine Minute“, erklärt Christoph. Das tue nicht weh, sei höchstens etwas unangenehm, in etwa vergleichbar mit den Vorsorgeuntersuchungen für Gebärmutterhalskrebs der Frauen beim Gynäkologen. „Die meisten Patienten sagen danach "Das war ja gar nicht so schlimm! Das war nur halb so wild."“ Diese Krebsvorsorgeuntersuchung sollte ein Mal pro Jahr wiederholt werden.
Mit 40 oder 45 das erste Mal zum Urologen - das reicht heute allerdings nicht immer. „Seit dem Wegfall der Musterung gibt es eine große Versorgungslücke bei den Männern“, sagt Frank Sommer, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Mann und Gesundheit sowie Professor für Männergesundheit am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Die Rate von bösartigen Hodentumoren sei im Alter von 18 bis etwa 35 am höchsten. Wer harte, höckrige Veränderungen am Hoden bemerke, sollte daher sofort zum Urologen gehen.
Auch Krampfadern am Hoden sollten untersucht werden, betont der Experte. „Sie können dazu führen, dass die Fruchtbarkeit des Mannes oder die Testosteronproduktion sinkt.“ Aus diesen Gründen sei es wichtig, dass junge Männer bis zum 25. Lebensjahr - wenn sie keine Musterung hatten - zumindest einmal einen Urologen aufsuchen. „Hemmungen, zum Urologen zu gehen, sollte man nicht haben“, sagt Sommer. Sonst könnte es zu spät sein, bis ein bösartiger Tumor erkannt wird.