Mit Namen tut man sich oft schwer - Eselsbrücken helfen
Köln (dpa) - Gibt es so etwas wie ein schlechtes Namensgedächtnis? Forscher sagen: Es ist generell nicht so leicht, sich Namen zu merken. Aber man kann es immerhin trainieren.
„Die Nacht war schön, doch ich hab leider deinen Namen vergessen“, heißt es bei den Punkrockern Terrorgruppe, und auch René Carol sang schon in den 50ern: „Deinen Namen, den hab ich vergessen, deine Küsse vergesse ich nie.“ Das schlechte Namensgedächtnis - ein Problem, das vielen bekannt sein dürfte. Aber warum vergisst man Namen oft so schnell wieder?
Namen seien einfach sehr abstrakt, sagt der Neuropsychologe Josef Kessler von der Uniklinik Köln. Gesichter könne man sich zum Beispiel viel besser merken. Es gebe sogar eine Region im Gehirn, die eigens für das Erkennen von Gesichtern zuständig sei. Bei Namen dagegen: Fehlanzeige.
Dass man sich Namen schlechter merken könne, habe auch mit der Evolution zu tun. „Zuerst war es das Gesicht, und dann kam sehr spät der Name dazu.“ Schon bei Schimpansen lasse sich nachweisen, dass sie Gesichter unterscheiden könnten.
Auch die Bedeutung, die ein Mensch für einen habe, spiele eine Rolle, sagt Kessler. „Wenn jemand sich nur kurz auf einer Party vorstellt - der kommt und der geht. Wenn es mein künftiger Vorgesetzter ist oder wenn er sonst irgendwie eine Relevanz für mich hat, dann ist die Verarbeitungstiefe natürlich größer.“
Wie gut das Namensgedächtnis im Einzelfall sei, hänge unter anderem von der Veranlagung und von früher Förderung ab. „Wir kommen alle mit einer gewissen Begabungsbreite auf die Welt.“ Wenn aber schon die Eltern großen Wert darauf legten, dass ihr Kind sich Namen merke, sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es diese Fähigkeit auspräge, sagt Kessler. Daran sehe man schon: Ein gutes Namensgedächtnis sei letztlich auch eine Sache des Trainings.
Die Memory Clinic im Essener Elisabeth-Krankenhaus ist spezialisiert auf Gedächtnistraining. Carsten Brandenberg macht dort Gedächtnistests. Viele seiner Patienten klagen darüber, dass sie sich die Namen nicht merken können, die zum Beispiel in einer Konferenz genannt werden. Das sei aber meistens nicht weiter verwunderlich, sagt Brandenburg: „Unser Kopf ist manchmal einfach voll, im wahrsten Sinne des Wortes.“
Brandenberg hat zwei Tipps parat, mit denen man sich vielleicht helfen kann. „Das Gehirn arbeitet in erster Linie mit Bildern“, sagt er. Eine Möglichkeit, sich Namen besser einzuprägen, sei deshalb, sie mit einem konkreten Bild zu verbinden. „Herr Müller, der den Sack auf dem Rücken trägt“, sei so eine Eselsbrücke. Außerdem solle man beim Kennenlernen die Hand des Gegenüber schütteln und seinen Namen einmal laut aussprechen. Dann sei der Name später leichter abrufbar.