Mühelos schlank? Das bringt Vibrationstraining
Frankfurt/Köln (dpa-infocom) - Knackig, kräftig und durchtrainiert in zweimal zehn Minuten pro Woche: Das Training mit einer Vibrationsplatte soll effektiv sein und schnell zum Erfolg führen. Doch nicht alle Experten sind vom Rütteltraining überzeugt.
Sie heißen Power Plate, Galileo und Fitvibe: Vibrationsplatten stehen mittlerweile in vielen Fitnessstudios und manchmal im heimischen Wohnzimmer. Das allerdings ist teuer. Ein neues Gerät für daheim kostet ab 3000 Euro aufwärts, schätzt Heinz Kleinöder vom Institut für Trainingswissenschaften und Sportinformatik an der Deutschen Sporthochschule in Köln. Das Training im Sportstudio ist ebenfalls ziemlich kostenintensiv. Und der Erfolg ist zumindest zweifelhaft, sagt Prof.Dietmar Schmidtbleicher von der Goethe-Universität in Frankfurt am Main. Der Lehrstuhlinhaber im Bereich Trainings- und Bewegungswissenschaften sagt: „Liegestütz oder Kniebeugen - der Trainingseffekt ist gleich, ob mit oder ohne Power Plate.“ Das liege daran, dass der Körper sich an den zusätzlichen Reiz des Vibrierens schnell gewöhne und ihn dann einfach ignoriere.
Das sieht sein Kollege Heinz Kleinöder anders. Das Training sei effektiver, da sich beim Üben auf der Platte zwei Trainingseffekte überlagern. Zunächst arbeiteten die Muskeln wie beim klassischen Krafttraining gegen das eigene Körpergewicht. Zum anderen übertragen sich die Vibrationen der Platte auf den Körper und bringen die Muskeln dazu, sich automatisch anzuspannen. Das Training werde dadurch für die Muskeln intensiver. Deshalb müsse man nur für kürzere Zeit trainieren.
Die ursprünglich für die Raumfahrt entwickelten Platten werden erst seit Anfang der 90er Jahre im Sportbereich eingesetzt - zunächst im Profisportbereich, später schwappte die Trendwelle in den Fitnessbereich über. Die Funktionsweise der Geräte ist unterschiedlich, erklärt Dietmar Schmidtbleicher. Die Platten arbeiten ein-, zwei- oder sogar dreidimensional - es gebe Geräte mit Wippe oder mit einer Metallplatte. Die Platten schwingen im hochfrequenten Bereich zwischen 30 bis 60 Hertz - die dabei entstehenden Vibrationen übertragen sich auf den Körper.
Heinz Kleinöder rät, dass untrainierte oder übergewichtige Menschen zunächst nur auf der Platte stehen und sich durchrütteln lassen sollten. Alle anderen könnten mit normalen Übungen aus dem Stabilisationstraining auf der Platte trainieren - zum Beispiel Kniebeugen. Die Vibrationsplatten haben verschiedene Stufen und können so auch zur Entspannung und Massage genutzt werden.
Das Training auf den komplexen Geräten ist allerdings nicht ganz ungefährlich und bedarf einer professionellen Einweisung durch einen Fachmann. Diese fehle besonders häufig bei Billiganbietern mit Geräten für den Heimgebrauch, warnt Heinz Kleinöder. Er rät zum Training in einem guten Studio und unter professioneller Anleitung.
Ein paar allgemeine Hinweise nennt der Experte noch: Das Training sollte nicht zu lang ausgedehnt und die Vibrationen unbedingt vom Kopf ferngehalten werden. Letzteres erreicht der Trainierende, indem er locker in den Knien bleibt und nicht den kompletten Fuß, sondern nur den Vorderfuß aufsetzt. Niemals sollte der Körper komplett gestreckt werden! Das könne zu neuronalen Störungen führen.