Mut zum Damenrad - So hält Fahrradfahren wirklich gesund
Saarbrücken (dpa/tmn) - Wer morgens zur Arbeit radelt, kommt vielleicht leicht verschwitzt und nicht perfekt gestylt ins Büro. Für seine Gesundheit hat er dafür aber schon einiges getan, oder? Das stimmt leider nicht immer.
Sich vom Fahrradhelm jeden Morgen die Frisur ruinieren zu lassen, lohnt sich. Schließlich ist Radeln gut für die Gesundheit. Das gilt aber nur, wenn Radler ein passendes Gefährt haben und mit der richtigen Haltung fahren. Und nicht zuletzt ist eine gesunde Einstellung wichtig.
Fahrradfahren ist eine gute Möglichkeit, „wohldosiert“ etwas Bewegung in den Alltag einzubauen, erklärt Detlef Detjen von der Aktion Gesunder Rücken (AGR). Die beiden anderen verbreiteten Ausdauersportarten sind Schwimmen und Joggen. Warum sollten Freizeitsportler nun den Drahtesel dem Laufschuh und der Badehose vorziehen? Für Andreas Strack von der Deutschen Hochschule für Prävention und Gesundheitsmanagement heißen die schlagenden Argumente: mehr Strecke und mehr Geschwindigkeit.
Stracks Theorie: Radler sehen mehr von der Welt. „Sie kommen viel mehr rum.“ Das motiviert. Gleiches gelte für den Geschwindigkeitsvorteil: Schnelligkeit zu erleben, das reizt, und der Hobbyradler bleibt am Ball.
Obwohl das Radfahren hauptsächlich die Beinmuskeln kräftigt, wirkt es sich auch positiv auf das Herz-Kreislauf-System aus, sagt Strack. Außerdem ist Radeln gelenkschonend: „Wenn Sie untrainiert zu häufig und zu lange joggen und vielleicht sogar Übergewicht haben, dann können irgendwann kleinere oder größere orthopädischen Probleme die Folge sein“, so Strack. Beim Radfahren sei diese Gefahr geringer, weil das Rad das Gewicht stütze.
In Sachen Effektivität wird das Radeln aber von anderen Sportarten abgehängt: „Sie müssen immer beim Radfahren eine deutlich höhere Trainingsdauer pro Trainingseinheit einkalkulieren“, erklärt Strack. Radler brauchten etwa doppelt so lange wie Jogger, um denselben Trainingseffekt des Herz-Kreislauf-Systems zu erzielen. Schwimmen sei in dieser Hinsicht etwa mit Joggen vergleichbar. Der Grund: Radfahren beanspruche nicht so viele Körperpartien gleichzeitig.
Das A und O für gesundes Radfahren sei das richtige Gefährt, sagt Detjen. Ein falsches oder falsch eingestelltes Rad könne den positiven Effekt der Bewegung zunichtemachen. „Es gibt nicht das Fahrrad für jedermann.“ Die AGR hat deshalb Tipps für den Fahrradkauf zusammengestellt. Einer lautet: Mut zum Damenrad - das gilt auch für Herren. „Ein klassisches Herrenrad hat eine Stange, das muss aber nicht sein“, findet Detjen. Ein Rad mit Stange zu bauen, sei in der Produktion günstiger. Aufsatteln geht dann aber nur mit Schwung und gestrecktem Bein - und zulasten des Rückens. Den tiefen Einstieg dagegen könnten gerade ältere Menschen leichter bewältigen.
Die perfekte Sitzposition sei ein nicht ganz aufrechter, sondern leicht nach vorn gebeugter Oberkörper - maximal um 30 Prozent, rät die AGR. Der Fußballen sollte direkt über der Achse des Pedals stehen, das schone die Gelenke.
Wenn man länger mit einem falschen Fahrrad fährt, und das auch noch mit einer falschen Haltung, könne das zu akuten Problemen führen, sagt Strack. Wer permanent falsch fahre, könne sogar chronische Probleme mit den Gelenken oder dem Rücken bekommen.
Damit so etwas nicht passiert, sollten Radler sich auch nicht übernehmen: Regelmäßiges Fahren sei gesünder als Mammut-Touren, sagt Bettina Cibulski vom Allgemeinen Deutschen Fahrradclub (ADFC). „30 Minuten am Tag machen definitiv fit.“