Nach dem Winterblues kommt die Frühjahrsmüdigkeit
Offenbach (dpa) - Im dunklen Winter fühlte sich manch einer niedergeschlagen und hoffte auf den Frühling. Der ist nun langsam da - und sorgt für Frühjahrsmüdigkeit.
Sonnenhoch „Fenne“ hat den trüben Winter aus Deutschland vertrieben. Die Märzsonne lässt die Winterdepressionen allmählich verschwinden, die Stimmung hellt sich auf - nun kommt die Frühjahrsmüdigkeit. Etwa jeder Zweite sei davon betroffen, vor allem Wetterfühlige, Menschen mit niedrigem Blutdruck, Frauen und Jugendliche, sagt Christina Koppe-Schaller, Medizinmeteorologin beim Deutschen Wetterdienst (DWD). Hormonumstellung und ein veränderter Stoffwechsel seien belastend: „Das ist anstrengend für den Körper.“
Ganz genau seien die Gründe für auffällige Müdigkeit im Frühjahr noch nicht bekannt, aber vermutlich spiele der Hormonhaushalt eine entscheidende Rolle, sagte Koppe-Schaller. Im Winter fehle das Wach-Hormon Serotonin, dafür sei der Melatonin-Spiegel hoch. Ursache dafür ist das geringe Lichtangebot, das bei vielen Menschen trübe Stimmung bis hin zu Depressionen auslösen kann. Das Signal für die Hormonproduktion werde von den Augen aufgenommen.
Mit den länger werdenden Tagen und dem wachsenden Lichtangebot stelle sich nun das Verhältnis der beiden Hormone genau um. Man schlafe automatisch weniger, „da stört der zu hohe Melatonin-Spiegel“. Bis sich alles eingependelt hat, könnten eine bis zwei Wochen vergehen.
Betroffen von der Umstellung sei der gesamte Stoffwechsel. „Der Organismus hat sich an den Winter gewöhnt, die Kerntemperatur des Körpers ist etwas abgesenkt“, sagte die Medizinerin. Jetzt müssten große Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht verkraftet werden - die Märzsonne heizt die Luft tagsüber immerhin schon auf zweistellige Werte, während es nachts vielerorts noch Frost gibt. Die Blutgefäße müssen sich ständig erweitern und verengen - „man fühlt sich erschöpft.“