Neue Fleisch-Siegel: Sterne für mehr Tierschutz
Der Gedanke an Massentierhaltung schreckt manche Kunden ab. Aufkleber zertifizieren artgerechte Erzeugung.
Bonn. Stammt das Fleisch auf der Theke aus Massentierhaltung, oder ist es artgerecht erzeugt? Für Supermarktkunden ist das bislang kaum zu erkennen. Der Deutsche Tierschutzbund und die Tierschutzorganisation Vier Pfoten wollen jetzt aber Abhilfe schaffen: Sie vergeben neuerdings Siegel für tierfreundlich hergestelltes Fleisch. Ab diesem Jahr sollen entsprechend gekennzeichnete Produkte bundesweit im Handel sein.
Vorgeschrieben bei beiden Zeichen ist mehr Raum pro Tier, ein tiergerecht beschaffener Stall sowie die Möglichkeit zur Beschäftigung und zum Auslauf. Auch kürzere Transporte zum Schlachthof und eine wirkungsvolle Betäubung vor dem Schlachten sind Pflicht.
Anders ist das laut Vier Pfoten bei Bio-Fleisch, bei dem sich die Standards ausschließlich auf die Haltung bezögen, nicht auch auf Transport und Schlachtung. Beide Organisationen bieten zwei Stufen ihrer Siegel an, um auch auf niedrigem Niveau Anreize für den Einstieg in die artgerechte Haltung zu schaffen. Für viele konventionelle Fleischerzeuger wäre schon das ein großer Schritt.
Der Tierschutzbund vergibt sein Siegel „Für mehr Tierschutz“ zunächst für Produkte von Masthühnern und Mastschweinen. Etwa 15 Höfe mit Schweinen des Handelsunternehmens Vion und 27 Geflügelhöfe des zum Unternehmen Wiesenhof gehörenden Privathof-Konzepts seien derzeit im Zertifizierungsprozess, teilte ein Sprecher mit. Ab Mitte Januar sei damit zu rechnen, dass es erstmals entsprechend ausgezeichnete Produkte im Handel geben wird.
Schon bei der „Einstiegsstufe“ seien die Anforderungen deutlich höher als die gesetzlichen Regelungen, erläutert der Tierschutzbund. Für großindustrielle Tierhaltung sei das Label aber nicht erreichbar, weil es Gentechnik nicht erlaube und Obergrenzen für die Zahl der gemeinsam gehaltenen Tiere festlege.
Die „Premiumstufe“ entspreche den aktuellen Erkenntnissen im Tierschutz und sei Ziel für alle Tiere. Nach den Kriterien des Vereins Neuland erzeugtes Fleisch erfülle schon jetzt diese besonders hohen Anforderungen.
Bereits seit Mitte November waren in Ostdeutschland Hähnchenfleisch-Produkte der Marke FairMast mit der Einstiegsstufe des Vier-Pfoten-Labels „Tierschutz-kontrolliert“ im Handel. Seit Montag sind sie in allen Kaufland-Läden auch bundesweit erhältlich.
Das Unternehmen Edeka bietet das Fleisch derzeit in Filialen in Minden an. Geplant ist das Label auch für Mastschweine und -rinder.