Nicht nur die Haut - Auch die Seele leidet bei Schuppenflechte
Berlin (dpa/tmn) - Etwa zwei Millionen Menschen in Deutschland leiden an Schuppenflechte - nicht nur körperlich. Denn obwohl die chronische Hautkrankheit nicht ansteckend ist, reagieren Unwissende oft ablehnend.
Eine Bankangestellte zählt das Geld für einen Kunden ab. Ihre Nagelbetten sind stark gerötet, wulstig und rissig. Die Oberfläche der Fingernägel hat kleine Dellen, die Nägel sind gelblich-braun verfärbt. Der Kunde rümpft die Nase und schaut unangenehm berührt zur Seite.
Solche Reaktionen erleben Patienten mit Schuppenflechte immer wieder. Sie leiden unter den Veränderungen ihrer Haut. Und unter der Stigmatisierung der Krankheit. Schuppenflechte gehört zu den häufigsten chronisch-entzündlichen Hauterkrankungen. Ansteckend ist die medizinisch auch Psoriasis genannte Krankheit nicht.
Der Welt-Psoriasistag am 29. Oktober soll zur Aufklärung beitragen. Schätzungsweise zwei bis drei Prozent der Bevölkerung sind Thomas Rosenbach vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen zufolge betroffen. „Das wichtigste Symptom sind rote Flecken auf der Haut, die sich mit der Zeit verdicken“, erläutert er. „Darauf bilden sich typische silbrige Schuppen.“
Ursache ist meist eine genetische Veranlagung, eine Fehlfunktion des Immunsystems. Sie führt zu einem gutartigen, rasend schnellen Wachstum der Oberhaut. Bei einem gesunden Menschen brauchen die Zellen ab ihrer Entstehung in tiefer liegenden Hautschichten 28 Tage, um an die Hautoberfläche zu wandern und dort als kleine Hornhautschüppchen abgestoßen zu werden. Bei einem Schuppenflechte-Patient dauert der Prozess sieben Tage oder weniger.
Bei der häufigsten Form der Schuppenflechte (Psoriasis vulgaris) ist vorrangig die Haut an Ellenbogen, Knien, am Kopf, hinter den Ohren, am Bauchnabel und im Intimbereich beziehungsweise in der Gesäßfalte betroffen. „Bei etwa der Hälfte derjenigen, die an Psoriasis vulgaris erkranken, sind auch die Nägel beteiligt“, erläutert Rosenbach.
„Ob, wann und in welcher Form und Ausprägung die Krankheit zum ersten Mal ausbricht, ist nicht voraussagbar“, ergänzt Hans-Detlev Kunz vom Deutschen Psoriasis Bund. Jeder habe seine eigene Schuppenflechte. Genau das mache die Therapie enorm schwierig.
Alle bekannten Therapien zielen darauf ab, die Symptome zu lindern, das Abheilen zu beschleunigen, akute Krankheitsphasen zu verkürzen und neue Schübe zu vermeiden oder hinauszuzögern. „Der erste Therapieschritt ist die Hautpflege“, sagt Sandra Philipp vom Psoriasis-Centrum an der Charité in Berlin.
Salben sind in jedem Therapiekonzept unverzichtbar. „Der Goldstandard sind heute Cremes, die Vitamin D und Kortison enthalten“, sagt Rosenbach. Sind mehr als zehn Prozent der Hautoberfläche betroffen oder die Patienten in ihrer Lebensqualität sehr stark beeinträchtigt, geht es weiter: Eine Möglichkeit ist die Therapie mit vorsichtig dosierten UV-Strahlen. Sie wird oft auch mit Solebädern kombiniert, auch bekannt als Licht-Bade-Therapie.
Gemeinsam können Hautarzt und Patient ergründen, welche individuellen Auslöser infrage kommen und ob sie vermeidbar sind. „Ein häufiger Trigger bei älteren Patienten sind Betablocker“, nennt Rosenbach ein Beispiel. Bluthochdruck-Patienten können vielfach auf andere Medikamente umgestellt werden.
Auch die Psyche spielt eine große Rolle. „Oft lösen einschneidende Erlebnisse wie der Verlust eines Partners oder auch ein Trauerfall den Ausbruch der Krankheit oder auch einen Schub aus“, sagt Philipp. Auch die Krankheit selbst mit den als ablehnend oder ausgrenzend empfundenen Reaktionen anderer Menschen sorgt bei Patienten für Stress. Solche psychischen Belastungen lassen sich kaum vermeiden. Wichtig ist jedoch, nach Entspannungsmöglichkeiten zu suchen.