Notfall: Wann Patienten direkt ins Krankenhaus sollten
Berlin (dpa/tmn) - Akute Verletzungen sollten auch akut behandelt werden - aber wann geht man ins Krankenhaus und wann besser zum niedergelassenen Arzt? „Im Prinzip haben Patienten die freie Arztwahl“, erklärt Prof. Reinhard Hoffmann von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU).
Wer aber mit jedem Zipperlein ins Krankenhaus fährt oder so die Wartezeit auf Termine umgehen will, erschwere unter Umständen die Versorgung echter Notfälle. Patienten mit offensichtlich schwereren Verletzungen, die zudem liegend transportiert werden müssen, gehörten ins Krankenhaus.
Wer sich beim Sport offensichtlich den Fuß gebrochen hat oder beim Schlittschuhlaufen schlimm auf das Handgelenk gefallen ist, kann zum niedergelassenen Unfallchirurgen oder Orthopäden - oder er kann direkt ins Krankenhaus fahren. Mit leichteren Verletzungen wie einem verknacksten Fuß oder einem gebrochen Finger sollte man eher zum niedergelassenen Arzt gehen.
„Am Wochenende natürlich auch direkt damit ins Krankenhaus“, rät Hoffmann, der auch Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU) ist. Wer vor zwei Wochen beim Skifahren gestürzt ist und am Wochenende plötzlich Schmerzen im Knie bekommt, gehöre aber nicht in die Notfallaufnahme.
Grundsätzlich wird man mit einer akuten Verletzung nicht weggeschickt - sowohl beim Facharzt als auch in der Klinik. Allerdings muss man unter Umständen mit erheblichen Wartezeiten rechnen. Für eine aufwendige apparative „Komplettdiagnostik“ müsse man auch in den Kliniken in den meisten Fällen einen Termin machen, sagt Hoffmann.
Krankenkassen warnen vor Risiken durch verstopfte Notaufnahmen. Patienten mit schweren oder lebensbedrohlichen Erkrankungen drohen wegen verstopfter Notaufnahmen oft zu spät behandelt zu werden. Grund sei, dass immer mehr Patienten mit Bagatellerkrankungen direkt in die Notaufnahme gingen, teilte der Verband der Ersatzkassen (vdek) unter Berufung auf ein neues Gutachten mit.
Mehr als 20 Millionen Menschen landeten so mittlerweile jedes Jahr in der Notaufnahme, sagte vdek-Chefin Ulrike Elsner. Die Ersatzkassen fordern, dass an jeder der 1600 Kliniken mit Notfallversorgung Portalpraxen eingerichtet werden. Das sollen erste Anlaufstellen sein, in denen die Patienten eingeteilt werden - in akute Fälle für die Notaufnahme, akute Fälle für eine ambulante Behandlung und nicht akute Fälle für Arztpraxen.