OP-Sensation mit Stammzellen
Ein internationales Ärzteteam pflanzt einer jungen Mutter ein gezüchtetes Luftröhren-Implantat ein. Ihr Körper nimmt das Spendergewebe an.
Barcelona/London. Mit einem weltweit einzigartigen Eingriff hat ein europäisches Ärzteteam das Leben einer jungen Mutter aus Barcelona gerettet: Die Mediziner verpflanzten der schwer kranken 30-Jährigen ein Stück maßgeschneiderte Luftröhre, das zuvor mit ihren körpereigenen Zellen besiedelt worden war, um eine Abstoßung zu vermeiden. Damit ersparten die Ärzte der jungen Frau den Verlust eines Lungenflügels.
Vier Monate nach der Operation sei die Patientin bei guter Gesundheit, berichtete die Universitätsklinik Barcelona gestern. Sie könne wieder Treppen steigen, 500 Meter ohne Pause gehen und sich um ihre beiden Kinder kümmern.
Claudia Lorena Castillo Sánchez war jahrelang mit schweren Atemwegproblemen von Arzt zu Arzt gelaufen. An der Universitätsklinik Barcelona wurde schließlich erkannt, dass ihre linke Hauptbronchie, die von der Gabelung der Luftröhre zum linken Lungenflügel führt, infolge einer schweren Tuberkuloseinfektion kollabiert war. Im März hatte sich ihr Zustand so sehr verschlechtert, dass ein Eingriff unumgänglich wurde. Die einzige konventionelle Option hätte jedoch in der Entfernung des gesamten linken Lungenflügels bestanden, was Lebenserwartung und -qualität gravierend reduziert. Versuche, ein Stück Luftröhre zu transplantieren, waren bislang auf schwerwiegende Komplikationen gestoßen. Die Ärzte versuchten daher einen anderen Weg.
Bereits zehn Tage nach der Operation konnte Claudia Castillo die Klinik verlassen, nach 30 Tagen hatte das Implantat eine eigene Blutversorgung gebildet. Auch vier Monate nach dem Eingriff funktioniert das Implantat ohne Komplikationen, die Patientin hat weder Antikörper gegen das Spendergewebe, noch muss sie Medikamente nehmen, die das Immunsystem unterdrücken.
"Die Möglichkeit, die Entfernung meines gesamten Lungenflügels zu umgehen, bedeutete für mich eine einmalige Chance, in ein normales Leben zurückzukehren", sagte Castillo. "Am Anfang hatte ich Angst, weil ich die erste Patientin war. Jetzt genieße ich das Leben und bin sehr froh, dass meine Krankheit geheilt werden konnte." dpa