Ovids Tränen und Weltklasseniveau: Weine aus Rumänien

Berlin (dpa/tmn) - Schon der antike Dichter Ovid schätzte Weine aus Rumänien. Noch heute ist das offizielle Partnerland der Grünen Woche eine große Weinnation. Doch bislang wissen nur Kenner von der Qualität.

Zeit für eine Neuentdeckung.

Unter Kennern ist rumänischer Wein längst kein Geheimtipp mehr. Die Qualität ist hoch, das Angebot breit. Und doch wissen hierzulande nur wenige, dass Rumänien von der Rebfläche her Europas Weinland Nummer fünf ist, hinter Spanien, Frankreich, Italien und Portugal. Für viele Besucher der Grünen Woche (20. bis 29. Januar) in Berlin war der Wein aus dem offiziellen Partnerland der diesjährigen Ernährungsmesse eine spannende Neuentdeckung.

„Der Wein ist angekommen bei den Top-Weinen“, sagt Udo Kierer, rumänischstammiger Wein-Importeur aus Rastatt. So seien in den vergangenen Jahren mehrere Weine aus Rumänien bei Wettbewerben in Frankreich ausgezeichnet worden, 2011 habe einer sogar die große Gold-Medaille von Paris gewonnen. „Das ist eine Auszeichnung, die kein anderer osteuropäischer Wein in den vergangenen 40 Jahren bekommen hat“, ergänzt der Önologe Petre Badea von der nationalen Behörde für Wein und Weinprodukte.

Dass rumänischer Wein vor allem unter Kennern verbreitet ist, hänge zum einen damit zusammen, dass der Eiserne Vorhang lange Zeit den Marktzugang im Westen verhindert hat, erläutert Kierer. Andererseits trinken die Rumänen selbst den größten Teil der Produktion: 90 bis 95 Prozent bleiben zum Konsum im eigenen Land, schätzt das rumänische Agrarministerium.

Von dem Teil, der exportiert wird, geht das meiste nach Deutschland: Mehr als 5000 Tonnen sind es laut dem Ministerium. Allerdings seien nur wenige rumänische Weine im Ausland tatsächlich als solche zu erkennen. Viele gute Tropfen verschwänden unter anderem in Markensekten. Laut Kierer geht außerdem etliches zum Beispiel nach Spanien, weil dort viele rumänische Gastarbeiter gern ihren gewohnten Wein trinken wollen - zum Beispiel aus der Moldauregion.

Dabei hat das Land Weininteressierten hierzulande viel zu bieten. Es gibt zahlreiche autochthone, also ursprünglich nur dort heimische Rebsorten. Viele seien erst in den vergangenen Jahren wiederentdeckt worden, sagt Kierer. Dazu zähle zum Beispiel die Mustoasa de Maderat, die in Richtung Müller-Thurgau gehe. Als leichter Sommerwein passe sie zu weißem Fleisch, Fisch und Meeresfrüchten, fügt Badea hinzu.

Ebenfalls autochthon sind die Feteasca-Sorten. Als „saftig, voll und rund“ beschreibt Kierer die weiße Sorte Feteasca Alba. Im Westen Rumäniens, in der Region Banat, wird die ebenfalls weiße Feteasca-Regala-Traube häufig angebaut. Rund 60 Prozent der in Rumänien angebauten Reben seien weiße, ergänzt Kierer. Dazu zählt auch die einheimische Sorte Grasa Cotnari, die am nördlichen Rand aller rumänischen Weinbauzonen wächst - gern als Süßwein getrunken.

Ähnlich beliebt als Dessertwein ist die heimische Traube Tamaioasa Romaneasca - auch „Weihrauch-Wein“ genannt - aus einer Region am Schwarzen Meer, die schon Ovid kannte, wie Kierer erzählt. Auf Geheiß von Kaiser August war der römische Dichter dorthin verbannt worden. In überlieferten Briefen schwärmte er von den dortigen Weinen. Weil ihn die Verbannung aber auch sehr schmerzte, hat ein findiger Winzer einen Süßwein namens „Lacrima lui Ovidio“, Tränen des Ovid, auf den Markt gebracht, der manchem Port oder Sherry das Wasser reichen kann.

Eine der laut Badea bekanntesten autochthonen Reben aus Rumänien ist die rote Sorte Feteasca Neagra. „Eine schöne, intensive Farbe, ein trockenes Pflaumenaroma und ein weicher runder Geschmack auch als junger Wein“ ergebe sich aus dieser Traube, sagt der Önologe. Vergleichbar sei die Traube mit Pinot Noir.

Sie wird vor allem in Zentralrumänien, 100 Kilometer nördlich der Hauptstadt Bukarest und unterhalb der Karpaten, angebaut, in der Region Daulul Mare. Sie ist Kierer zufolge das bekannteste rumänische Rotweinanbaugebiet. „2011 wird der beste Rotwein, der in Rumänien je gemacht wurde. Das, was in den nächsten zwei Jahren aus den Fässern kommt, wird super“, ist sich der Fachmann sicher.