Pflege in Deutschland besser geworden - Tipps zur Heimwahl
Berlin (dpa/tmn) - Vernachlässigte Heimbewohner, überlastete Pflegende: Die Mängelberichte der vergangenen Jahre rüttelten auf - offenbar mit Erfolg. Ein gutes Pflegeheim für seine Mutter oder seinen Vater zu finden, ist trotzdem nicht leicht.
Ein Experte gibt Tipps.
Nach teils massiver Kritik in den vergangenen Jahren ist die Qualität der Pflege in Deutschland auf dem Weg der Besserung. Zu diesem Ergebnis kommt der 4. Pflegequalitätsbericht der Krankenkassen, der am Mittwoch (14. Januar) in Berlin vorgestellt wurde. Fortschritte zeigten sich demnach bei der Vermeidung von Druckgeschwüren, bei der Ernährungs- und Flüssigkeitsversorgung der Pflegebedürftigen oder beim Verzicht auf freiheitseinschränkende Maßnahmen wie Gurtanlegen. Schwächen waren bei der Versorgung von Menschen mit ständigen Schmerzen zu erkennen.
Der Medizinische Dienst (MDS) des Spitzenverbandes der Gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) untersuchte 2013 die Versorgungsqualität von 146 000 Menschen. „Der Bericht zeigt, dass sich die Pflegequalität in den letzten zehn Jahren deutlich verbessert hat. Er zeigt aber auch, dass noch viel zu tun ist“, erklärte der Vorstand des GKV-Spitzenverbandes, Gernot Kiefer.
Auf der Suche nach einem guten Pflegeheim zählen vor allem die individuellen Bedürfnisse des Angehörigen. „Es gibt nicht das ideale Heim für alle“, betont Ralf Suhr, Vorsitzender des Zentrums für Qualität in der Pflege (ZQP). Vielen pflegebedürftigen Menschen sei vor allem die Nähe zu ihren Kindern wichtig. Stadtmenschen fühlten sich nicht unbedingt auf dem Land wohl. Und auch die Heimgröße oder die Möglichkeit, persönliche Sachen mitnehmen zu können, spielen eine Rolle.
Die Qualität eines Pflegeheims zu erkennen, ist nicht leicht. Deshalb komme es darauf an, beim ersten Besuch einer Einrichtung die richtigen Fragen zu stellen, sagt Suhr. Angehörige sollten mindestens eine Stunde Zeit einplanen. Ein wichtiges Thema sei die Fachärztliche Versorgung. Angehörige sollten sich erkundigen, wie etwa regelmäßige Besuche des Augenarztes oder des Zahnarztes sichergestellt werden. Für Menschen mit Demenz kann es besonders wichtig sein, von einem Gerontopsychiater behandelt zu werden. Das könne entweder über einen Fahrdienst oder Hausbesuche geregelt sein.
Auch die pflegerische Qualität lasse sich durch gezielte Fragen einschätzen, sagt Suhr. Welche Schulungen finden regelmäßig für die Mitarbeiter statt? Gibt es spezielle Fortbildungen, etwa zum Umgang mit Demenzkranken? So können Angehörige einschätzen, ob die Pflegekräfte mit Betroffenen umgehen können.
Der Versorgung von Menschen mit ständigen Schmerzen komme in der Praxis besondere Bedeutung zu, betont Suhr. Dem Pflegebericht zufolge sind in der Schmerzbehandlung aber Schwächen zu erkennen. Deshalb sei es wichtig, auch in diesem Bereich zu prüfen, ob es spezielle Weiterbildungen zum Schmerzmanagement gibt. Pflegekräfte sollten das individuelle Schmerzempfinden einschätzen können.
Auch das Wundliegen ist oft ein Problem. Die Maßnahmen der Einrichtung zum Vorbeugen des sogenannten Dekubitus sollten Angehörige deshalb erfragen. Wird die Position der Patienten alle zwei bis vier Stunden geändert, sei das die wichtigste Prophylaxe.
Zwar soll seit einigen Jahren der sogenannte Pflege-TÜV Aufschluss über die Qualität von Pflegeheimen geben. Allerdings sollten Angehörige dem bei der Suche nach einer geeigneten Einrichtung nicht allzu viel Bedeutung beimessen, rät Suhr. Denn eigentlich sei kein Heim von den Experten schlechter als gut bewertet - und das entspreche nicht unbedingt der Realität.
Stattdessen sollte man sich lieber auf seine eigenen Sinne verlassen und mit offenen Augen durch die Einrichtung gehen. Riecht es gut? Wirken die Pflegekräfte freundlich oder gehetzt? Und zu guter Letzt: „Mit den Bewohnern sprechen, im Speisesaal essen. Sich trotz einer Notsituation Zeit für die Wahl lassen“, empfiehlt Suhr.