Raus an die frische Luft: Winterpflege für Aknehaut
Berlin (dpa/tmn) - Junge Menschen leiden häufig unter Hautproblemen - und im Winter ist es oft nochmal so schlimm. Reinigung und Pflege mit den richtigen Produkten ist genauso wichtig wie der regelmäßige Gang nach draußen - denn frische Luft und Licht tun der Haut gut.
Die Stirn ist von roten Pusteln übersät, auch auf der Nase prangt ein schmerzhafter Pickel, die Haut vom Gesicht über den Hals bis hin zum Rücken spannt unangenehm. Diese Symptome der gewöhnlichen Akne, in der Fachsprache Acne vulgaris genannt, kennen die meisten Menschen. „Zwischen 12 und 17 Jahren hat fast jeder eine Akne - die Häufigkeit liegt bei über 80 Prozent“, sagt Prof. Berthold Rzany, Dermatologe an der Charité in Berlin. „Bei etwa 10 Prozent besteht die Akne über das 25. Lebensjahr hinaus.“ Ausprägung und Schweregrad sind dabei sehr unterschiedlich.
Hauptverursacher der gewöhnlichen Akne sind männliche Hormone. „Sie regen die Talgdrüsen an, so dass diese verstärkt Hautfett produzieren“, erläutert Hans-Georg Dauer vom Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin. Gleichzeitig scheidet die Hautoberfläche vermehrt Hornpartikel ab. Sie verengen den Ausführungskanal der Talgdrüse. Es entsteht ein Rückstau. Von außen sieht dies aus wie ein weißes Knötchen. In diesem Talg-Horn-Gemisch finden Bakterien, die die Haut als normale Flora besiedeln, optimale Lebensbedingungen. Sie können sich stark vermehren und Entzündungen samt kleinen, eiterhaltigen Abszessen auslösen.
Bei manch einem Patienten treten diese Prozesse im Winter häufiger auf als im Sommer. „Hautkrankheiten verschlechtern sich häufig im Winter“, bestätigt Andrea Schlöbe von der Gesellschaft für Dermopharmazie in Köln. Das liegt daran, dass die Haut in dieser Jahreszeit großen Strapazen ausgesetzt ist: der warmen, trockenen Heizungsluft in Räumen, der kalten Luft im Freien und dem starken Temperaturunterschied zwischen beidem. Für die Akne-Haut, die an sich schon genug gereizt ist, kommt diese Belastung erschwerend hinzu.
Die Kälte ist auch dafür verantwortlich, dass das natürliche Gleichgewicht der Haut gestört wird. „Wenn im Winter die Temperatur draußen auf unter sieben oder acht Grad sinkt, kann die Haut keinen ausreichenden Schutzmantel mehr bilden“, erklärt Dauer. „Er platzt auf, so dass Erreger in die Zwischenräume eindringen und eine vorhandene Akne verschlimmern können.“ Und schließlich ist ein Element, das die Akne im Sommer zumindest ein wenig im Zaume hält, im Winter nur begrenzt vorhanden: „Wir wissen, dass natürliches Sonnenlicht und sichtbares Licht einen günstigen Einfluss auf die Entwicklung der Akne hat“, sagt Schlöbe. Im Winter jedoch sind die Tage kürzer und man hält sich weniger im Freien auf.
Lange Spaziergänge an der frischen Luft sind deshalb in der kalten Jahreszeit ein Beitrag zur Pflege der Akne-Haut. „Sichtbares Licht wird ja auch als Therapie eingesetzt. Jedoch muss man dazu sagen, dass die zu erwartende Wirkung eher moderat ist“, sagt Rzany. Übertreiben sollte man es dabei jedenfalls nicht. „Solarium-Licht ist mit Vorsicht zu genießen: Solarien arbeiten vor allem mit UV-A-Strahlen. Und diese wirken sich ungünstig auf die Akne aus“, erläutert Schlöbe.
Unverzichtbar ist die Reinigung und Pflege der Haut. „Entscheidend ist, dass die Pflegeprodukte als komedogen-frei, also nicht-Pickel-verursachend, gekennzeichnet sind. Und: Je weniger Emulgatoren, Konservierungsstoffe et cetera die Pflegeprodukte enthalten, umso besser“, fasst Dauer zusammen.
Gut geeignet sind in der Apotheke erhältliche Pflegeserien für Akne-Patienten. „Sogenannte Akne-Serien bestehen meist aus einer Reinigung, einem Gesichtswasser und einer Creme. Diese Mittel enthalten auch Substanzen, die antibakteriell wirken und solche, die die Verhornung auflösen“, beschreibt Schlöbe. Dabei sind je nach Jahreszeit durchaus unterschiedliche Produkte gefragt. „Im Sommer sollte man eher zu leichteren Formen wie einem Hydrogel oder einer Gelcreme greifen, im Winter ist eine Creme angebracht.“
Tabu sind dagegen aggressive Reinigungswasser und Seife, aber auch fetthaltige Cremes, Vaseline, Entenfett oder ähnliches. „Sie verstopfen die Poren und deckt Bakterien zu, so dass diese unter der Fettschicht wüten können“, warnt Dauer. Außerdem gilt: Finger weg von den Pickeln. An den Händen befinden sich Keime, die die Beschwerden verschlimmern können. Ein Trost bleibt: Allzu viele Winter werden die meisten Patienten nicht unter gewöhnlicher Akne leiden.