Sport als Therapie für Schwerkranke
Berlin (dpa) - Mit Sport gegen Volkskrankheiten. Die Therapie gewinnt in der Medizin an Boden - zum Wohle der Patienten und gegen die steigenden Kosten im Gesundheitssystem. Aber: Fangen Sie „klein“ an.
Mit Sport Volkskrankheiten besiegen: „Sport als Therapie“ könne nicht nur Risikopatienten helfen, sondern auch die hohen Kostensteigerungen für Medikamente eindämmen, erläuterte der Vorsitzende der Techniker Krankenkasse (TK), Jens Baas, am Mittwoch (18. Februar) in Berlin. Über sieben Millionen Menschen in Deutschland litten an Diabetes, fünf Millionen an Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Allein die Behandlung im Bereich Herz-Kreislauf koste jährlich 40 Milliarden Euro. Seit 2000 hätten sich hier die verordneten Medikamente nahezu verdoppelt, rechnete Baas vor. Dass die Zahl übergewichtiger Menschen und damit der Kandidaten für typische Zivilisationskrankheiten steige, sei auf den Lebensstil zurückzuführen. Bass räumte ein, dass es schwierig sei, die Risikopatienten anzusprechen und zu motivieren, diese Sporttherapie einzugehen.
Die TK stellte eine Langzeitstudie zu einem Sportprogramm für Diabetiker und Herz-Kreislauf-Erkrankte unter Leitung des Münchner Sportmediziners Martin Halle vor. Danach besserten sich nach sechsmonatigem Training und zuletzt intensiver Belastung bei den im Durchschnitt 65 Jahre alten Patienten das Gewicht, aber auch die Cholesterinwerte und der Langzeitblutzuckerwert wurden besser. Die Sauerstoffaufnahme pro Kilogramm Körpergewicht habe deutlich zugenommen, die Leistungsfähigkeit sei deutlich gestiegen. „Und insulinpflichtige Patienten konnten durch die gesteigerte körperliche Aktivität ihren Verbrauch an Insulin deutlich reduzieren“, erläuterte Halle das Zwischenergebnis.
Grundsätzlich könne man auf der Basis der Studie sagen: „Überlebenswichtige Gesundheitsparameter lassen sich mit Sport auch im höheren Lebensalter langfristig verbessern. So stieg die Leistungsfähigkeit nach sechs Monaten um fast ein Zehntel, der Insulinbedarf reduzierte sich um knapp die Hälfte (46 Prozent) und die Herzfrequenz verbesserte sich in dem Maße, als wenn die Patienten ein entsprechendes Medikament genommen hätten.“
Baas ging es bei der Studie darum, „ein alltagsfähiges Programm zu entwickeln, das auf Eigenverantwortung setzt und den Menschen dabei hilft, ihren Alltag besser meistern zu können“. Die Ergebnisse zeigten, „dass wir mit einer Mischung aus sportmedizinischer Betreuung, aktiver Trainingshilfe und motivierendem Coaching auf dem richtigen Weg sind“. Ab Herbst solle auch Krebspatienten ein ähnliches Programm angeboten werden.