Strömungen und Strudel: Baden in Flüssen ist gefährlich
Berlin (dpa/tmn) - In München und Basel ist das Schwimmen im Fluss fast ein Volkssport, in Hamburg werden Badende in der Elbe hingegen gar nicht gern gesehen. Flüsse sind zunehmend beliebte, aber sehr anspruchsvolle Badeorte.
Die Gefahren in Flüssen seien wesentlich größer als in Seen, sagt der Sprecher der Deutschen Lebensrettungsgesellschaft (DLRG), Achim Wiese. Dass es sich meist um nicht offizielle Badestellen ohne Aufsicht handelt, erhöht das Risiko zusätzlich.
Ins Wasser gehen sollte man nur dort, wo Badestellen am Fluss offiziell geduldet werden, sagt Wiese. Und man sollte einiges beachten: möglichst nah am Ufer bleiben, bloß nicht in die Fahrrinne schwimmen, von Brücken und Hafeneinfahrten fern bleiben und seine eigenen Kräfte auf keinen Fall überschätzen.
Wie gefährlich das Schwimmen in einem großen Fluss ist, hat Andreas Fath am eigenen Leibe erfahren: Im Sommer 2014 durchschwamm er den Rhein von der Quelle bis zur Mündung. Vier Wochen lang war der Professor aus Furtwangen im Namen der Wissenschaft unterwegs und hat viele gefährliche Situationen miterlebt. Er wurde von Strudeln unter Wasser gerissen, wurde mit Wucht gegen eine Boje getrieben und entkam nur knapp einer Kollision mit einem Frachtschiff. Man sollte schon ein guter Schwimmer sein, um ein Bad in einem Fluss wie dem Rhein zu nehmen, sagt Fath.
Mehr als 150 Menschen sind nach DLRG-Angaben im vergangenen Jahr in Flüssen und Kanälen ertrunken. Meist wurden sie von der Strömung weggerissen oder gerieten in einen Strudel. Vor allem die Strömung werde oft gänzlich unterschätzt, sagt Wiese. Der Rhein etwa erreicht teilweise eine Fließgeschwindigkeit von neun km/h. „Das ist doppelt so schnell wie ein Mensch geht“, betont Wiese. Ein untrainierter Schwimmer komme gerade mal auf einen Stundenkilometer und habe nicht den Hauch einer Chance, gegen die Strömung anzuschwimmen. Stattdessen sollte man sich treiben lassen und versuchen, seitlich aus der Strömung zu kommen.
Unterschätzt wird auch die Gefahr, die von Brückenpfeilern ausgeht. Dort entstünden Strudel, die einen Menschen mit in die Tiefe reißen, warnt Wiese. Mit Strudeln muss man in Flüssen immer rechnen. Wer in einen solchen Sog hineingerät, sollte sich nach unten ziehen lassen, denn Strudel sind wie ein Trichter geformt. An der dünnsten Stelle ist es am einfachsten hinauszugelangen. Auch Fath geriet in Strudel und fühlte sich „wie in einer Waschmaschine“: es geht runter und gleich wieder hoch. In so einem Fall sollte man auf keinen Fall in Panik geraten, sonst werde es richtig gefährlich, sagt Fath.
Flüsse wie der Rhein sind viel befahrene Schifffahrtsstraßen - und auch die Schiffe selbst sind eine große Gefahr. Schwimmer in der Fahrrinne seien vom Schiff aus schlecht zu erkennen, und bis ein Schiff im Notfall gestoppt ist, sei es meist zu spät, warnt Wiese. An Elbe und Weser könnten riesige Containerschiffe zudem einen derart starken Sog entwickeln, dass den Menschen am Rand des Flusses die Füße weggezogen werden. Insbesondere Kinder drohten dann, in den Fluss gezogen zu werden. Daher sei es extrem wichtig, seine Kinder nicht einen Moment aus den Augen zu lassen.
Auch Buhnen - dammartige Bauwerke im Fluss - sind beliebte Badeplätze, können laut Wiese aber ebenfalls gefährlich werden. Insbesondere Kinder könnten in den Fluss gezogen werden, wenn sie einer Buhne zu nahe kommen. In einem solchen Fall sollten Eltern auf keinen Fall hinterherspringen, sondern einen Notruf absetzen, am Ufer hinterherlaufen, das Kind überholen und ihm entgegenschwimmen. Und auch das nur, wenn sie wirklich versierte Schwimmer sind und sich das ganz sicher zutrauen.