Klimawandel macht Weine schwerer
Mainz (dpa) - Neue Schädlinge und mehr Alkohol: Der Klimawandel macht den Winzern gleich doppelt zu schaffen. „Der Wein bekommt mit der Sonne immer mehr Zucker“, erklärte die Önologin Marie-Madeleine Caillet-Desmarest auf dem Weinweltkongress in Mainz.
„Damit steigt auch der Alkoholgehalt, vor allem bei Rotweinen aus Südeuropa. Wir überlegen, wie sich das verringern lässt, entweder durch das Ausfiltern von Zucker vor der Fermentierung oder durch Alkoholreduktion danach.“
Im Kampf gegen Krankheiten und Schädlinge setzen die USA, Australien oder Frankreich auf die Gentechnik. Auch in der Pfalz wurden 1999 gentechnisch veränderte Weinreben gepflanzt, in der pfälzischen Gemeinde Siebeldingen, wo das Julius-Kühn-Institut (JKI) als Bundesforschungsinstitut für Kulturpflanzen seinen Sitz hat. „Wir haben uns aus zwei Gründen davon verabschiedet“, erklärt JKI-Leiter Reinhard Töpfer. Zum einen gebe es inzwischen neue Möglichkeiten in der traditionellen Kreuzungszüchtung. Zum anderen würden transgene Pflanzen von der Öffentlichkeit mehrheitlich abgelehnt.
So haben die JKI-Experten gerade erst eine neue Rebsorte vorgestellt, Caladis Blanc, die mehrere Resistenzen kombiniert: gegen die Pilzkrankheiten Echter und Falscher Mehltau, Botrytis (Schimmelbefall) und Schwarzfäule. „Damit lassen sich schöne, spritzige, leichte Sommerweine produzieren“, sagt Töpfer. Die Züchtung neuer Rebsorten könne auch eine Antwort auf steigende Temperaturen zu sein.
Schädlinge wie die Kirchessigfliege, Rebzikaden und Eichenprozessionsspinner profitierten von höheren Temperaturen, erklärt die rheinland-pfälzische Weinbauministerin Ulrike Höfken (Grüne). Gentechnik kommt für sie aber nicht in Frage. Sie setzt auf biologische Schädlingsbekämpfung, etwa mit Lockstoffen. Im Kampf gegen den Traubenwickler werde das Verfahren mit solchen Pheromonen nach Angaben Höfkens bereits auf mehr als der Hälfte der rheinland-pfälzischen Rebflächen mit Erfolg eingesetzt.
Mit dem Klimawandel ließen sich schon jetzt dramatisch steigende Alkoholgehalte feststellen, etwa bei griechischen Weinen, sagt die Leiterin des Instituts für Önologie an der Hochschule Geisenheim im Rheingau, Monika Christmann. An ihrem Institut forschen Mikrobiologen an Hefepilzen, die weniger Alkohol produzieren. Bei einer Reduzierung um 2,5 Prozentpunkte, etwa von 15 auf 12,5 Volumenprozent Alkohol, sei geschmacklich kein Unterschied spürbar. Bei einer stärkeren Reduzierung stelle sich dann aber die Frage, ob das Ergebnis noch als Wein bezeichnet werden könne.
In der EU ist ein Alkoholgehalt von mindestens 8,5 Volumenprozent Voraussetzung für die Bezeichnung als Wein.