Vorsicht, ansteckend! Bei Tuberkulose droht Quarantäne
Berlin (dpa/tmn) - Tuberkulose ist ansteckend und vor allem: tückisch. In der öffentlichen Wahrnehmung galt sie lange Zeit als besiegt. Doch die Realität sieht anders aus, weltweit sterben jährlich mehr als eine Million Menschen an der Erkrankung.
Was ist eigentlich Tuberkulose?
Tuberkulose, auch TB oder TBC, ist eine meldepflichtige Infektionskrankheit. Die Erkrankung wird durch Bakterien verursacht und bei der häufigsten Form, der offenen Lungentuberkulose, etwa über einen Hustenanfall oder Niesen übertragen. Die Erreger nisten sich dann in aller Regel in der Lunge ein. „Es können aber auch andere Organe infiziert werden“, erläutert Barbara Hauer, Tuberkulose-Expertin im Robert Koch-Institut (RKI) in Berlin.
Bricht die Erkrankung unmittelbar nach der Infektion aus?
Nicht unbedingt. Die Weltgesundheitsbehörde (WHO) schätzt, dass ein Drittel der Bevölkerung den Erreger in sich trägt. In vielen Fällen bricht die Krankheit aber nie aus, weil die körpereigene Abwehr sie stoppt. „In anderen Fällen erkranken Menschen Jahre oder sogar Jahrzehnte nach der ursprünglichen Infizierung“, sagt Karl Schenkel vom Deutschen Zentralkomitee zur Bekämpfung der Tuberkulose (DZK).
Wie verbreitet ist Tuberkulose?
Tuberkulose gehört weltweit zu den häufigsten Infektionskrankheiten - neben HIV/AIDS und Malaria. Nach dem WHO-Tuberkulosebericht für das Jahr 2014 erkrankten im Jahr 2013 weltweit neun Millionen Menschen. Für geschätzt 1,5 Millionen Betroffene endete die Krankheit tödlich. Auch in Deutschland kommt es immer wieder zu TB-Erkrankungen. 2013 wurden dem RKI 4318 Fälle übermittelt, etwa 100 mehr als 2012.
Wer gehört zu den Risikogruppen?
Menschen mit geschwächter körpereigener Abwehr. Aber schlechte Ernährung und schlechte medizinische Faktoren begünstigen TB. Da im hohen Alter die Abwehrkräfte häufig nachlassen, besteht auch bei Senioren ein erhöhtes Risiko. „Manch einer hat sich zum Beispiel in den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg infiziert, aber erst heute kommt die Krankheit zum Ausbruch“, sagt Hauer.
Wie macht sich Tuberkulose bemerkbar?
Am Tag fühlt man sich wie bei einer Grippe schlapp, in der Nacht hat man Schweißausbrüche. Hinzu können Fieber, Kurzatmigkeit, ungewollter Gewichtsverlust und Husten mit blutigem Auswurf kommen. Oft stellt der Hausarzt TB zufällig fest. „Die Diagnose an sich kann ein Schock sein“, weiß Stefan Palmowski von der Unabhängigen Patientenberatung Deutschlands (UPD). Denn man muss bei der ansteckenden Form in Quarantäne. Betroffene sollten mit der TB offen umgehen und dafür sorgen, niemanden anzustecken.
Kann man sich gegen Tuberkulose impfen lassen?
Die Ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt die Tuberkulose-Impfung für Kinder seit 1998 nicht mehr. Denn damit können lediglich bestimmte schwere Formen verhindert werden. Sie wird aber in Ländern mit hohen Erkrankungszahlen heute noch verwendet.
Wie sieht eine mögliche Therapie aus?
„Die Therapie erfolgt über Antibiotika“, sagt Hauer. Im Schnitt liegt die Therapiedauer bei einem halben Jahr. „Eine Behandlung kann sich bei ungünstigen Faktoren über zwei Jahre hinziehen“, sagt Hauer. Wenn Medikamente nicht helfen, dann werden die Entzündungsherde gegebenenfalls bei einer Operation entfernt.