Studie: Zu viele Operationen am Herzen

Barmer GEK kritisiert finanzielle Anreize für Eingriffe. Behandlungszahlen sind seit 2005 teils drastisch gestiegen.

Foto: Maurizio Gambarini

Berlin. Die gut 335 000 Klinik-Behandlungen pro Jahr wegen verengter Herzkranzgefäße sind laut einer Studie womöglich teilweise überflüssig. Es gebe wahrscheinlich zu viele solcher Eingriffe, sagte die Mitautorin des Krankenhausreports der Barmer GEK, Eva Maria Bitzer. Insgesamt gelte, dass die Zahl der Behandlungen auch deshalb zunehme, weil die Kliniken die entsprechenden Preise bezahlt bekommen wollten, sagte Kassen-Vizechef Rolf-Ulrich Schlenker. „Man muss gegensteuern“, forderte er von der Politik.

Gegen verengte Herzkranzgefäße stieg vor allem die Zahl der Eingriffe, bei denen mit Medikamenten beschichtete Stents in die Arterie eingeführt werden. Sie nahm von 2005 bis 2013 um 227 Prozent auf gut 204 000 zu. Bypass-Operationen am offenen Herzen nahmen um 24 Prozent auf 53 000 ab.

Die Implantation von Stents, kleinen Gittergerüsten, ist relativ schonend — daher würden auch immer mehr Risikopatienten und Ältere damit versorgt, die früher unbehandelt geblieben seien, so Schlenker. Doch erfüllt die Methode laut Report die Erwartungen nicht: Jeder Fünfte müsse sich binnen eines Jahres erneut einer Behandlung unterziehen.

Der Verdacht der Kasse: Kliniken setzten Stents hunderttausendfach auch deshalb ein, weil sie damit ihre Umsätze steigern wollten. Denn die Implantate selbst seien im Einkauf günstiger geworden, so Schlenker. Der Preis für einen Eingriff von 5500 Euro könne zu hoch angesetzt sein, so Bitzer.

Der Verbraucherzentrale Bundesverband wies auf Geld-Interessen der Kliniken hin. Das gelte auch für die Herz-OP, sagte Gesundheitsexpertin Ilona Köster-Steinebach. „Es stellt sich die Frage, ob mit einer Operation immer die beste Behandlungsoption gewählt wird.“