Suche nach dem besten Eis der Welt - Vorauswahl in Berlin
Berlin (dpa) - Acht Liter Eis essen die Deutschen durchschnittlich im Jahr, bundesweit gibt es fast 9000 Eisdielen. In Berlin treten jetzt die coolsten Eismacher zum Wettkampf an.
Biereis? Ja, wirklich! Beim „Verrückten Eismacher“, einem kleinen Laden hinter der Münchner Uni, ist Biereis der absolute Renner. Jetzt hat Firmenchef Matthias Münz (27) seine Kreation noch verfeinert. Für den Spitzengeschmack Oktoberfest kombiniert er Fassbier mit gebrannten Mandeln. „Nach zwölf Kugeln sollte man allerdings nicht mehr Autofahren“, warnt er.
Matthias Münz gehört zu den 16 Eismachern aus Deutschland, die sich an diesem Wochenende in Berlin um den Einzug ins Finale der „Eis-Weltmeisterschaft“ bewerben. Von Freitag an (22. August) stellen die Kandidaten in einem Zeltdorf am Alexanderplatz drei Tage lang ihre kalte Kunst unter Beweis.
Am Sonntag (24. August) kürt dann eine Jury aus Fachleuten und Besuchern die Top 3, die im September in Rimini an dem erstmals ausgelobten Wettbewerb „World's Best Gelato“ teilnehmen können. Insgesamt treten im Finale an der Adria (5. bis 7. September) 18 Spitzenbewerber aus Deutschland, Italien, Spanien, Australien, den Arabischen Emiraten und den USA an.
Schon beim Endspurt in Berlin ist die italienische Konkurrenz groß. Zwölf der 16 Kandidaten aus Deutschland, die eine Fachjury aus den fast 200 Bewerbern auswählte, haben italienische Wurzeln. In der Tradition ihrer Vorväter betreiben sie hier Gelaterias wie „Venezia“, „Firenze“ oder „Dolomiti“.
Durchsetzen konnte sich aber auch der Ostfriese Frerk Veen von der „Kleinen Borkumer Eismacherei“, der seinem Zitronen-Limetteneis nicht nur Datteln, sondern auch eine „dezente Note frischen Basilikums“ beimischt. Tilmann Krieger von der „Zeisigwaldschänke“ im sächsischen Chemnitz überzeugte mit einem Sorbet von gegrillter Ananas.
Und Ralph Schulze (41), der Herr des „IceGuerilla“ im brandenburgischen Beeskow, tritt mit einer Edelausgabe seines Vanille-Eises an, mit dem er vor zwei Jahren bei einem anderen Wettbewerb schon „Deutscher Meister“ wurde. Diesmal ist Cassis, Blattgold und weiße Schokolade direkt aus Venezuela dabei. „Bei so einem Wettbewerb kann man sich wirklich mal aus dem Fenster lehnen“, freut sich der Eismeister.
Veranstalter des Wettbewerbs sind drei Eisspezialisten aus Italien, darunter die private Carpigiani Gelato University, die in 13 Schulen weltweit italienische Eiskunst lehrt. „Ziel des Wettbewerbs ist, die Kultur von handwerklich hergestelltem Speiseeis auch dem Verbraucher zu vermitteln“, sagt Jury-Chef Dario Olivier, Präsident des Verbands der italienischen Speiseeishersteller in Deutschland (Uniteis).
Für den Experten Guido Schmitz, der die Internetseite eismeister.biz betreibt, hat die WM deshalb schwer Schlagseite Richtung Italien. „Die deutsche Eiskultur spielt dort keine Rolle“, kritisiert er. „Die jungen Wilden, die bei uns mit viel Kreativität neue Wege gehen, hatten keine Chance, sich durchzusetzen.“
Für die gekürten Kandidaten ist der Wettbewerb gleichwohl eine willkommene Chance, ihre Handwerkskunst gegenüber industriell produzierter Massenware zu beweisen. „Ganz verbissen sollte man sowas aber nicht sehen“, sagt der Bäcker- und Konditormeister Veen, der in seinen beiden Eisdielen auf Borkum auch mal mit Lakritz oder Büffelmilch experimentiert.
„Der verrückte Eismacher“ aus München will bei der Präsentation seiner Spezialsorte Oktoberfest in Berlin Wiesn-Stimmung verbreiten - er reist für ein traditionelles „Ozapft is'“ gleich mit mehreren Bierfässern an. Wie er seine spezielle Eiskreation trotz des Alkoholgehalts cremig hält, mag er nicht verraten: „Mein größtes Geschäftsgeheimnis.“